BIO AUSTRIA und Franz Essl im Gespräch : Biologischer Landbau als Schlüssel für mehr Biodiversität

© Schauer

BIO AUSTRIA Obfrau Barbara Riegler, Biodiversitätsforscher Franz Essl und Magdalena Barth BIO AUSTRIA Landesobfrau Oberösterreich erläuterten im Rahmen eines Pressetermins am Biohof von Paul Weiß wie Landwirtschaft im Einklang mit der Natur funktioniert.

Wien, Natternbach am 02. Oktober 2024 – Die biologische Landwirtschaft spielt bei der Erhaltung der Biodiversität eine entscheidende Rolle: Sie fördert die Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt. Die Artenvielfalt in Österreich nimmt ab und immer mehr Arten sind vom Aussterben bedroht.

Die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft nimmt rasant ab – nahezu die Hälfte der Brutvögel ist in den letzten 25 Jahren in Österreich aus Feld und Flur verschwunden„, erläutert Franz Essl. Und er ergänzt: „Daher ist es wichtig, die Landwirtschaft so auszugestalten, dass die Artenvielfalt erhalten und gesteigert wird. Biologische Landwirtschaft leistet schon heute einen wichtigen Beitrag dazu – der durch gezielte weitere Maßnahmen noch weiter gesteigert werden muss.

BIO AUSTRIA Betriebe zeigen, dass landwirtschaftliche Produktion im Einklang mit der Natur möglich ist. Mit zahlreichen Maßnahmen fördern sie Biodiversität auf ihren Feldern und Wiesen. BIO AUSTRIA hat einen Biodiversitätsrechner entwickelt, der hilft, Entwicklungen zu verfolgen und Erfolge abzubilden.

Die Rolle der Bio-Landwirtschaft für die Biodiversität

Bio-Landwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle zur Erhaltung der Biodiversität: „Studien zeigen, dass Bio-Äcker bis zu 26 % häufiger von blütenbesuchenden Insekten wie Bienen und Schmetterlingen besucht werden“, erklärt Barbara Riegler, Obfrau von BIO AUSTRIA. „Insbesondere der Anbau von Luzerne und Rotklee, bietet wertvolle Nahrungsquellen für Insekten und Lebensraum für Feldvögel wie Rebhuhn und Wachtel sowie für Greifvögel wie den Rotmilan. Auch dem Regenwurm gefällt es in der Bio-Erde: bis zu 94 % mehr Regenwürmer sind in den Böden biologisch bewirtschafteter Felder zu finden, was die Bodenqualität und damit die gesamte landwirtschaftliche Ökologie verbessert“ ergänzt Riegler. Im Durchschnitt kommen 30 % mehr Arten und 50 % mehr Individuen auf biologisch bewirtschafteten Flächen vor.

Der Biodiversitätsrechner von BIO AUSTRIA als innovatives Werkzeug

Um die positiven Effekte sichtbar zu machen, hat BIO AUSTRIA einen Biodiversitätsrechner entwickelt. Bereits mehr als 6000 Mitgliedsbetriebe – das sind rund 50 % der BIO AUSTRIA Mitglieder – haben den Biodiversitätsrechner ausgefüllt und so ihre Beiträge zur Förderung der Artenvielfalt erhoben. „Der Biodiversitätsrechner macht die Erfolge der biologischen Bewirtschaftung sichtbar und zeigt, wo noch Potenzial für mehr Artenvielfalt besteht“ sagt Magdalena Barth, Obfrau des Landesverbands BIO AUSTRIA Oberösterreich. Der Rechner hilft den Betrieben, die Entwicklungen auf ihren Höfen zu verfolgen und neue Ideen zur Verbesserung der Biodiversität zu sammeln. „Wir unterstützen unsere Mitglieder sowohl beim Ausfüllen des Rechners als auch bei der Umsetzung der Maßnahmen“, fügt Magdalena Barth hinzu.

v.l.n.r.: Norbert Köck, Paul Weiß, Franz Essl, Barbara Riegler, Magdalena Barth

Punkte sammeln für mehr Biodiversität

Der Biodiversitätsrechner funktioniert nach einem Punktesystem: „Für jede Biodiversitätsleistung am Betrieb gibt es Punkte. Zum Beispiel für Blühstreifen und reduzierte Nutzung im Grünland, gefährdete Tierarten, seltene Kulturpflanzen, Hecken, Bäume, Nisthilfen und vieles mehr. Jeder BIO AUSTRIA Betrieb erreicht mindestens 200 Punkte“, erklärt Barth das System.

© BIO AUSTRIA Magdalena Barth, Obfrau BIO AUSTRIA OÖ erläutert den Biodiversitätsrechner – mehr als 6000 Mitgliedsbetrieben haben diesen bereits ausgefüllt.

Vorzeigebetrieb für Biodiversität in Natternbach, OÖ

Auf dem Hof von Johann Schauer in Natternbach wird Biodiversität nicht nur gefördert, sondern gelebt. Mit viel Engagement setzt sich der Biobauer dafür ein, verloren gegangene, ökologisch wertvolle Landschaftselemente wieder in den Betrieb zu integrieren. Dabei schafft er mit der Anlage von Wildgehölzhecken, Baumreihen, Wildblumenstreifen, Stillgewässern mit unterschiedlichen Zonen, Solitärbäumen, kleinen Gehölzgruppe sowie Totholzelementen und Steininseln wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus bewirtschaftet er eine weitläufige Extensivwiese.

Zusätzlich wurden heuer großzügige Blühflächen mit regional angepasstem Wildblumensaatgut angelegt. Unter anderem drei ha direkt im Ortskern von Natternbach. Diese setzen nicht nur farbenprächtige Akzente in der Gemeinde, sie bieten auch zahlreichen Insekten und Vögeln einen idealen Lebensraum. „Ich will mit diesen Maßnahmen ein sichtbares Zeichen für die Biodiversität in unseren Lebensräumen setzen und mit der Bevölkerung über das Thema und den Wert der Biodiversität ins Gespräch kommen. Als Bauer habe ich die Möglichkeit, auf meinen Flächen etwas für den Erhalt der Artenvielfalt zu unternehmen – das schließt auch die Neugestaltung vormals intensiv genutzter Wiesen und Äcker mit ein“, betont Schauer. Die umfassenden Biodiversitätsleistungen von Johann Schauer werden auch im BIO AUSTRIA Biodiversitätsrechner mit rund 380 Punkten abgebildet und machen so den umfassenden Beitrag des Bio-Betriebs für die Biodiversität sicht- und messbar.

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„Biodiversität ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein echter Mehrwert für die Landwirtschaft. Sie fördert gesunde Böden, widerstandsfähige Pflanzen und eine stabile Nahrungsmittelproduktion.“ erläutert Barbara Riegler, Obfrau BIO AUSTRIA.

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