Typische Schaf- und Ziegenkrankheiten

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Schaf- und Ziegenhaltung spielt in der biologischen Landwirtschaft zum Teil eine bedeutende Rolle, da die bei diesen Tieren übliche Extensivhaltung gut in die biologische Wirtschaftsweise passt. Dabei werden die kleinen Wiederkäuer auf vielen Betrieben sehr extensiv gehalten („Rasenmäher“), wogegen sie auf anderen Höfen vor allem wegen der Milchproduktion und Käseherstellung den Hauptwirtschaftsfaktor darstellen.

Räude der Schafe und Ziegen (Anzeigepflichtig beim Amtstierarzt)

Die Räude der Schafe und Ziegen wird durch die Psoroptesmilbe oder Saugmilbe verursacht. Diese Räudemilben befallen vor allem den Körper, also Hals, Rücken, Rumpf und Flanken, wo sie in die Haut tiefe Gänge graben und ihre Eier ablegen. Die Übertragung erfolgt durch engen Kontakt der Tiere und auch durch Gerätschaften und Putzzeuge. Die Einschleppung in den Bestand geschieht durch Zukauf von infizierten Tieren, die selbst aber nicht augenscheinlich krank sein müssen. Es erkranken immer zuerst geschwächte Herdenmitglieder nach Geburten, Krankheiten oder Futterumstellungen oder bei ungünstigen Haltungsbedingungen. Die große wirtschaftliche Bedeutung besteht in der stark verminderten Wollqualität und der extrem schlechten Fleischleistung. Die erkrankten Tiere kratzen und scheuern sich heftigst, verlieren büschelweise die Wolle, magern ab und werden blutarm.
Die Behandlung wird unter Aufsicht und nach Vorschrift des Amtstierarztes durchgeführt!

Maedi-Visna Erkrankung bei Schafen

Diese Erkrankung wird von den Landesschafzuchtverbänden bekämpft. Der Krankheitserreger ist ein Virus mit einer Inkubationszeit von mindestens zwei Jahren, das heißt, dass erst Tiere ab drei Jahren deutliche Krankheitszeichen zeigen. „Maedi” ist das isländische Wort für Atemnot und deutet auf die Symptome hin:

Zuerst bleiben einzelne Tiere hinter die Herde zurück und erscheinen träge und langsam.
Nach Belastung ist die Atmung etwas beschleunigt und manchmal hört man trockenen Husten.
Im Gegensatz zu anderen Lungenerkrankungen ist weder Fieber noch Nasenausfluss festzustellen.
Je weiter die Erkrankung fortschreitet, umso deutlicher wird die Atemnot.
Die Tiere stellen die Nüstern weit und atmen pumpend.
Trotz normaler Futteraufnahme kommt es zu Abmagerung und nach Monaten der Krankheit sterben die Schafe schließlich mit schwerer Atemnot.
Lämmer solcher erkrankter Mutterschafe bekommen zu wenig Milch und bleiben in ihrer Entwicklung deutlich zurück.

Selten kommt die Visna-Form vor, dabei handelt es sich um die Gehirnform derselben Krankheit. In diesem Fall zeigt sich eine Schwäche der Hinterbeine, die immer deutlicher wird.
Die Tiere schwanken, magern ab, können schließlich nicht mehr aufstehen und gehen nach Monaten ein.

Sanierungsmaßnahme

In Deutschland schätzt man, dass 50 % der Schafherden mit dem Maedi-Visna-Virus infiziert sind! Die Übertragung erfolgt entweder sofort auf die neugeborenen Lämmer mit der ersten Biestmilch oder auch durch Tröpfcheninfektion über die Luft innerhalb der Herde. Daraus ergibt sich als Sanierungsmaßnahme, dass neugeborene Lämmer sofort von der Mutter und der ganzen Herde getrennt werden müssen (sie dürfen nie bei der Mutter saugen).
Die Behandlung wird unter Aufsicht und nach Vorschrift des Amtstierarztes durchgeführt!

Bekämpfung

Um eine Weiterverbreitung dieser tückischen Viruserkrankung zu verhindern, werden von den Schafzuchtverbänden jährlich Blutuntersuchungen für die Zuchttiere gefordert und bezahlt. Über die Blutproben lassen sich die Virusträger erkennen, diese dürfen nicht mehr zur Zucht verwendet werden und müssen von der Herde getrennt werden. Eine Behandlung ist nicht möglich.

CAE-Erkrankung bei Ziegen

Die CAE-Erkrankung (= Caprine Arthritis/Encephalomyelitis) der Ziegen ist eine Gelenk- und Gehirnrückenmarksentzündung. Die Infektion ist auf Ziegen beschränkt, obwohl das Erregervirus dieser Krankheit sehr eng verwandt ist mit der Erreger der Maedi-Visna der Schafe.
Auch das CAE-Virus wird mit der Milch auf die neugeborenen Ziegenkitze übertragen und eine erkrankte Ziege scheidet ihr Leben lang diese Viren mit der Milch aus.

Die Krankheit kann bei den zwei bis vier Monate alten Zicklein zur Gehirnentzündung führen

Es beginnt mit Steifheit oder Lähmung in den Hinterbeinen und struppigem Fell.
Die Futteraufnahme ist noch normal, aber der Gang wird immer unsicherer und schwankender, bis die Tiere schließlich nicht mehr aufstehen können und sterben.

Bei erwachsenen Ziegen zeigen sich folgende Symptome

  • die Karpalgelenke (“vorderes Knie”) sind befallen
  • die Tiere magern ab
  • sie haben rauhes struppiges Haarkleid, geschwollene Gelenke, sodass sie immer schlechter gehen können und sich schließlich nur mehr auf den “Knien” dahinrutschen
  • auch die Milchleistung geht entsprechend zurück

Bekämpfung

Eine Behandlung ist nicht möglich, deshalb werden die Tiere der Zuchtbetriebe durch regelmäßige Blutproben auf Virusträger untersucht. Es darf nur mit CAE-freien Tieren gezüchtet werden.

Parasitenbefall

Schaflausfliegen

Schaflausfliegen sind flügellose Insekten, die im Vlies der Schafe, seltener der Ziegen, leben. Ihr Herumkriechen und Blutsaugen beunruhigt die befallenen Tiere stark, der Juckreiz führt zum Kratzen und Scheuern, die Wolle fällt aus und die Tiere nehmen ab. Lämmer können bei massivem Befall an Blutarmut sterben.

Bekämpfung

Zweimal jährlich scheren, besonders positiv wirkt sich die Schur der Mutterschafe vor dem Ablammen aus. Bei sehr starken Befall sprechen Sie mit ihrem Tierarzt über zugelassene Arzneimittel.

Kokzidien

Kokzidien sind einzellige Parasiten, die in der Darmschleimhaut leben und vor allem bei Lämmern und Zicklein wässrigen, übel riechenden, grünlichen bis blutigen Durchfall verursachen können. Erstes Krankheitszeichen sind oft Kotperlen, die mit Schleim überzogen sind und wie eine Perlenkette aussehen. Die Tiere sind um den After sehr verschmutzt, matt, appetitlos und magern rasch ab. Bei hochgradiger Erkrankung kommt es durch die massiven Blutungen im Darm schon nach ein paar Tagen zum Tod. Bei weniger heftigem Verlauf führt der Durchfall und die Abmagerung zu einem Kümmern und Zurückbleiben in der Entwicklung.

Bekämpfung

Hygiene!! Frische trockene Einstreu und saubere Futtertröge, damit die Tiere möglichst wenig mit dem eigenen Kot im Berührung kommen und sich nicht immer wieder mit Kokzidien anstecken. Gutes Heu und leicht verdauliche Futtermittel sind als Diät geeignet. Eine medikamentelle Therapie ist gut möglich und soll unter tierärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.

Magen-Darm-Würmer

Bei Magen-Darm-Würmern handelt es sich um eine Gruppe von verschiedenen Parasiten (z.B. Spulwurm, Hakenwurm, Peitschenwurm, Zwergfadenwurm, Magenwurm, Bandwurm, etc.), die im Verdauungstrakt schmarotzen und dort Eier ablegen. Diese gelangen mit dem Kot ins Freie und entwickeln sich dort zu Larven. Nach der dreimaligen Häutung dieser Larven, die umso schneller vor sich geht, je wärmer es ist, wandern sie aus dem Kot auf Gräser und werden so von den Weidetieren aufgenommen.
Im Magen oder Dünndarm erfolgen dann weitere Häutungen bis zur Geschlechtsreife der Würmer. Sie überwintern in Schleimhauteinziehungen des Magens oder Darms und beginnen im Frühjahr wieder mit einer massiven Eiablage, wodurch es zur Verseuchung der Weiden kommt.
Die Symptome sind schlechte Futterverwertung, geringe Gewichtszunahme, Kümmern, stumpfes Haarkleid, Leistungseinbußen, große Anfälligkeit gegen andere Krankheiten, Abmagerung, Durchfall, Blutarmut, Tod. Erkrankte Tiere unbedingt behandeln!

Bekämpfung

Die Entwurmung soll vor dem Weideaustrieb durchgeführt werden, nach der Entwurmung ist eine gründliche Reinigung der Ställe notwendig.

Autorin: Dr. Elisabeth Stöger 
Sevicetelefon Tiergesundheit