Die Nährstoffe bleiben im Dorf
Xaver Diermayr tauscht Futter gegen Mist. Mit einer überbetrieblichen Kooperation versucht er, den Nährstoffkreislauf auf seinem viehlosen Bio-Ackerbaubetrieb zu schließen.
Als Xaver Diermayr 2012 den elterlichen Ackerbaubetrieb übernahm und auf Bio umstellte, stand für ihn fest: Kleegras gehört als tragende Säule in die Fruchtfolge seines Bio-Betriebs. Der Verkauf oder das Mulchen des Kleegrases kam für ihn nicht infrage, das Kompostieren war ihm zu aufwändig. Zielführend schien ihm, den Nährstoffkreislauf im Rahmen einer überbetrieblichen Kooperation zu schließen.
Seit nunmehr acht Jahren hat sein Ackerbaubetrieb vertraglich geregelte Betriebskooperationen mit zwei Rinderbauern. Von ihnen bekommt er konventionellen Mist und Bio-Gülle im Tausch gegen Kleegras.
In der Praxis herausfordernd
Für überbetriebliche Kooperationen interessieren sich viele Ackerbauern, sie in die Tat umzusetzen, stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Keiner der beiden Partner darf sich übervorteilt sehen, beide Partner müssen Kompromisse eingehen.
Die meisten Rinderbetriebe sind nur gewillt, ihren Wirtschaftsdünger einzutauschen, wenn sie selbst zu wenig Fläche für die Ausbringung haben. Das ist auch der Grund, warum es so schwierig ist, Bio-Mist zu bekommen – kaum jemand hat ein Überangebot.
Der Ackerbaubetrieb möchte seine Nährstoffe wieder zurückbekommen, veredelt im Mist. Gleichzeitig kann der Rinderbetrieb gar nicht alle Nährstoffe zurückgeben, da aus dem Futter nicht nur Mist, sondern auch das Produkt in Form von Fleisch oder Milch entsteht. Hier ist der Kreislauf nicht ganz geschlossen.
Faustzahlen definieren
Es muss also eine andere Bewertungsbasis her als die des strikten Tausches. Xaver Diermayr hat sich in seiner Abschlussarbeit für den Bodenpraktiker intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und feststellen müssen, dass Literatur zu diesem Thema rar ist. Was frisst die Kuh, was scheidet sie aus? Er hat sich für Stickstoff als Grundlage der Bewertungsbasis entschieden, würde es heute aber anders machen.
Kalium und Phosphor sind am Bio-Betrieb viel eher begrenzende Faktoren als Stickstoff.
Ohne seine theoretische Berechnung wäre es Xaver Diermayr jedoch nicht so leicht möglich gewesen, aktiv auf andere Landwirte zuzugehen und nach einer Kooperation zu fragen. 1,54 m³ Gülle oder 0,8 m³ Mist im Tausch gegen 1 m³ Kleegrassilage war das Ergebnis der damaligen Recherche auf Stickstoffbasis – ein Kompromiss auf Basis der Nährstoffverhältnisse, der Futterverwertung und der Humuswirkung. Im aktuellen EIP-Projekt „Kreisläufe schließen“ der Bio Forschung Austria soll den ab- und zugeführten Nährstoffmengen genauer auf den Grund gegangen werden, um Faustzahlen für den Betrieb, aber auch für ähnliche Kooperationen zu definieren. Die genauen Tauschflüsse werden im Projekt gerade bilanziert und ab 2021 präsentiert.
Viel Vertrauen
Eine Kooperation beruht auf sehr viel Vertrauen. Es gibt viele Unbekannte, wenn man sich die ständige Fahrt zur Brückenwaage ersparen will. Die Heu- und Silomenge oder die Mistqualität werden geschätzt und eigenverantwortlich von beiden Partnern notiert. Jeder Kooperationspartner holt sich die Tauschgüter beim anderen ab. Somit liegt das Heuen und Silieren von Diermayrs Kleegras bei den Kooperationspartnern. Diermayr holt sich Gülle und Mist von den Betrieben und lagert sie am eigenen Betrieb zwischen. Der Mist wird in Feldmieten zwischengelagert und kann so noch reifen. Ein großer Vorteil ist die eigene Güllegrube am Betrieb, denn so sind beide Partner zeitlich flexibel und die Lagerkapazität bestimmt nicht den Ausbringungszeitpunkt. Die beiden Kooperationspartner von Diermayr bekommen den ersten und zweiten Schnitt des Kleegrases, der dritte und vierte Schnitt verbleiben am Feld. Die Abfuhr der ersten beiden Schnitte hat für die Folgefruchtwirkung keine Konsequenzen, durch die Mistkooperation kommen die Nährstoffe der ersten beiden Schnitte aber auf seine Felder zurück.
Mist kompostieren
Eine weitere Überlegung am Betrieb ist, den Mist vor der Ausbringung zu kompostieren. Im Moment wird eine Mist-, eine reine Hackschnitzel- und eine Hackschnitzel-Mist-Kompostierung ausprobiert. Die Idee zur Holzkompostierung ist aufgrund der niedrigen Holzpreise entstanden. Bei der Mistkompostierung kann der Stickstoff im kompostierten Mist besser gebunden werden. Die große Frage lautet aber: Steht der Aufwand der Mistkompostierung dafür, dadurch besser gebundene Nährstoffe zu erhalten? In der klassischen Kompostierung wird der Kompost häufig gewendet – viel Aufwand und hohe Kosten, wenn der Kompostwender dafür extra angefordert werden muss. Eine andere Möglichkeit wäre, den Mist mit einem Kompostvlies abzudecken, ihn ohne zu wenden, auf der Feldmiete zu belassen und dann auszubringen. Nachdem der Mist aus einem Tieflaufstall kommt, wäre das Mistaufsetzen im Prinzip schon einmal Kompostwenden. Auch der Frage der transferierten Nährstoffe bei Kompostierung wird im Projekt Kreisläufe schließen auf den Grund gegangen. Die Komposte sind angelegt und die Beprobungen laufen. Vor allem der Hackschnitzelkompost wird gespannt beobachtet, zumal es nur sehr wenig Erfahrung gibt, Holz zu kompostieren.
DI Lisa Doppelbauer, Bio Forschung Austria