15. Ausgabe der BIO AUSTRIA Bauerntage: Ein Plädoyer für die Vielfalt

Eröffnungstag BIO AUSTRIA-Bauerntage 2019
© BIO AUSTRIA

Podiumsdiskussion zur Gemeinsamen Agrarpolitik – Kritik an geplanter Kürzung des EU-Agrarbudgets und Forderung nach mehr Ambition für Agrar-Umwelt-Maßnahmen

Heute, Dienstag, wurden die BIO AUSTRIA Bauerntage im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels eröffnet. Die größte Weiterbildungsveranstaltung für die biologische Landwirtschaft Österreichs wurde heuer bereits zum 15. Mal abgehalten und stand diesmal unter dem Motto „Vielfalt“. Die Eröffnung der Bauerntage wurde von BIO AUSTRIA Obfrau Gertraud Grabmann und Oberösterreichs Agrarlandesrat Max Hiegelsberger vorgenommen.

Anschließend hielt Dr. Karin Stein-Bachinger, vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in ihrem Vortrag ein leidenschaftliches „Plädoyer für die Biodiversität“ und verwies auf die Bedeutung der Landwirtschaft für funktionierende Ökosysteme. Sie verwies dabei auf den unter anderem bewirtschaftungsbedingten Rückgang des natürlichen Lebensraumes für zahlreiche Arten und verwies dabei auf den drastischen Rückgang an Feldvögeln und Insekten in den vergangenen Jahrzehnten. Die biologische Landwirtschaft wirke sich nachweislich signifikant positiv auf die Artenvielfalt aus, so die Agrarwissenschafterin. Dennoch gebe es auch in der Bio-Landwirtschaft noch Potenzial zur Steigerung der Biodiversitäts-Leistungen.

Podiumsdiskussion zur GAP-Positionierung Österreichs

Anschließend diskutierten Obfrau Gertraud Grabmann, Franz Reisecker, Vizepräsident des europäischen Bauernverbandes Copa sowie Präsident der Landwirtschaftkammer OÖ, Univ. Prof. Dr. Jochen Kantelhardt von der Universität für Bodenkultur in Wien, und Mag. Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes, in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft Bio-Landwirtschaft – Positionierung Österreichs in der neuen GAP (Gemeinsame Agrarpolitik)“.

Gertraud Grabmann und Franz Reisecker kritisierten die geplanten Kürzungen des EU-Agrarbudgets. Diese würden insbesondere die zweite Säule treffen, aus der bis dato die Agrar-Umweltmaßnahmen finanziert wurden. „Es wäre angesichts der umwelt- und klimabezogenen Herausforderungen geradezu rückschrittlich, ausgerechnet bei den Agrar-Umweltmaßnahmen zu sparen. Das wäre Sparen auf Kosten der Umwelt und unserer Enkelkinder“, betonte die BIO AUSTRIA Obfrau.

Mehr Mittel für Leistungen der Landwirtschaft für Umwelt und Gesellschaft

Für den Plan der Kommission, die Entscheidungen über die Mittelverwendung den Mitgliedsstaaten zu überlassen, fanden sowohl die BIO AUSTRIA Obfrau als auch Copa-Vizepräsident Reisecker deutliche Worte. Grabmann betonte: „Die Verantwortung für den Schutz der natürlichen Ressourcen abzugeben, ist nicht Sinn einer gemeinsamen Agrarpolitik. Und es ist auch nicht zielführend, denn nicht alle Staaten werden dem Thema ökologischer Nachhaltigkeit so große Bedeutung beimessen, wie Österreich dies bisher macht.“ Reisecker meinte, dass einige neue Ansätze im Kommissions-Vorschlag interessant seien, aber die Ziele einheitlich von der EU vorgegeben werden müssten. Ansonsten, konstatierten sowohl Grabmann als auch Reisecker, seien Wettbewerbsverzerrungen vorprogrammiert.

Beibehaltung der Kofinanzierung von Agrar-Umweltmaßnahmen wesentlich

Auch Prof. Kantelhardt schlug in dieselbe Kerbe und betonte, dass die EU-Mittel zielgerichtet sein müssten, gerade im Rahmen der Agrar-Umweltmaßnahmen. „Wenn wir in eine Nationalisierung der Agrarpolitik gehen, ist das – ganz abgesehen von der grundsätzlichen Frage, ob dies im Sinne einer gemeinsamen Agrarpolitik ist – auch für Bauern in Österreich ein ganz schwerer weg.“ Die Grundvoraussetzungen in den Mitgliedsstaaten dürften nicht zu unterschiedlich sein. Die Beibehaltung der Kofinanzierung von Agrar-Umweltmaßnahmen sei jedenfalls wesentlich. Insgesamt sei aus agrarökonomischer Sicht im Rahmen des GAP-Vorschlags „wesentlich mehr möglich“ gewesen.

Umweltdachverbands-Geschäftsführer Pfiffinger sprach sich im Rahmen der Diskussion für eine Mindestsumme in der GAP für Umweltleistungen aus. Leistungen der Bäuerinnen und Bauern für die Umwelt und den Artenschutz sollten jedenfalls abgegolten werden. Auf nationaler Ebene sieht Pfiffinger die Notwendigkeit, die UBB-Maßnahmen in der nächsten Periode auch für Bio-Betriebe zugänglich zu machen und abzugelten.

Der Markt alleine kann Nachhaltigkeit nicht sicherstellen

Abschließend hob Grabmann in Bezug auf die Rolle der Politik und des Marktes an der Ökologisierung der Landwirtschaft insgesamt, und der Weiterentwicklung von Bio-Landwirtschaft im Besonderen hervor: „Die Politik kann wesentliche Maßnahmen unterstützten, um den Markt zu entwickeln, vor allem, indem sogenannte öffentliche Güter aus öffentlichen Geldern bezahlt werden“ erläuterte Grabmann. Bei öffentlichen Gütern handelt es sich um Leistungen der Landwirtschaft für die Gesellschaft, wie etwa Schutz von Wasser und Biodiversität sowie Klimaschutz, die eine nachhaltige Landwirtschat erbringen muss, die aber über den Preis der Lebensmittel nicht abgegolten werden. „Der Markt alleine kann Nachhaltigkeit nicht sicherstellen, die Politik ist hier ganz klar in der Verantwortung“, so die BIO AUSTRIA Obfrau abschließend.

Über BIO AUSTRIA:

BIO AUSTRIA ist das Netzwerk der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern. Als größter Bio-Verband in Europa repräsentiert BIO AUSTRIA die österreichische Bio-Landwirtschaft und vertritt die Interessen der Biobäuerinnen und Biobauern – mit über 12.500 Mitgliedern, 400 Partnerunternehmen in der Wirtschaft und 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Landes- und Bundesebene. Nähere Informationen unter www.bio-austria.at

Eröffnungstag BIO AUSTRIA-Bauerntage 2019
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vlnr.: Thomas Fertl, Jochen Kantelhardt (BOKU),Gertraud Grabmann, Christine Haiden (Welt der Frauen, Moderatorin), Gerald Pfiffinger (GF Umweltdachverband), Franz Reisecker (Copa-Vizepräsident und Präs. der LKOÖ).

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