Bei uns darf der Wein werden!

Wein einschenken im Weingarten
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Familie Gangl setzt ausschließlich auf PIWI-Sorten. Der Wein- und Obstbaubetrieb liegt in Tieschen in der Süd-Oststeiermark.

Neue Wege mit PIWI-Sorten

Anton Gangl wurde im Zuge eines internationalen Austausches auf PIWI-Reben aufmerksam. Als Sohn Michael nach seiner Ausbildung in Klosterneuburg wieder zurück auf den elterlichen Betrieb kam, fiel die Entscheidung, den drei Hektar großen Weingarten, der zuvor verpachtet war, wieder selbst zu bewirtschaften. „Für uns stellte sich die Frage, ob wir Wein produzieren wie die meisten Weinbaubetriebe in unserer Region oder ob wir neue Wege gehen“, erklärt Anton Gangl. Michael war inzwischen in der Welt unterwegs und absolvierte mehrere Praktika auf verschiedenen Betrieben. Zurück in der Heimat war dann rasch klar, dass PIWI-Rebsorten die Grundlage für den Wein vom Kobatlhof bilden sollen: Bronner, Souvignier gris, Muscaris und Cabernet blanc liefern die Reben für den Kobatl-Wein.

„Wir brauchen einen Bruchteil der sonst im Weinbau üblichen Pflanzenschutzmaßnahmen, wir kommen mit maximal zwei bis drei Behandlungen pro Jahr aus, antwortet Michael Gangl auf die Frage nach den Vorteilen von PIWI-Sorten.

Den eigenen Markt finden

„Wir keltern keinen Wein, bei uns darf Wein werden“, lautet das Motto von Familie Gangl. Die Weine reifen in Holz- und Edelstahlfässern solange, bis sie sensorisch fertig sind, gänzlich ohne Zusätze. Und das ist für Familie Gangl auch ein Alleinstellungsmerkmal in der Vermarktung. Ein Drittel der edlen Tropfen wird exportiert, der andere Teil wird ab Hof und an die Gastronomie vermarktet.

In der Weinbranche wird die fehlende Akzeptanz von PIWI-Weinen bei Kunden als Nachteil angeführt. Dies will Anton Gangl nicht bestätigen. „Jeder Winzer muss seinen Markt finden. PIWI-Weine lassen sich nicht schwerer oder leichter als andere Weine vermarkten. Nur tun sie sich in Österreich und Deutschland schwerer als in anderen Ländern. Bei uns sind Konsumenten konservativer, was die Sorten betrifft. Der Markt ist aufnahmefähig und die Nachfrage wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren weiter steigen. Naturweine werden international stärker nachgefragt, denn Konsumenten wollen zunehmend mehr über die Herstellung wissen und nicht nur Wein einer bestimmten Sorte trinken.“

Autorin: Ingrid Schuler-Knapp, BIO AUSTRIA Bundesverband

Weitere Informationen: www.kobatl.at