Bildung – Bio macht Sinn
Sinn.Voll.Bio – so das Motto auf den BIO AUSTRIA Tagen für Bäuerinnen und Bauern. Es ist die europaweit größte Bio-Tagung, die im Jänner 2025 in Puchberg bei Wels stattfand.
Wie kann die Bio-Landwirtschaft in einer Welt im Wandel bestehen und sich weiterentwickeln? Welche Impulse bringen den Bio-Landbau in eine gute, sinnvolle Zukunft? Was kann und was leistet die biologische Landwirtschaft im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Systemen?
Das waren zentrale Fragen, die auf den BIO AUSTRIA Tagen diskutiert wurden. Diese einzigartige Bildungsveranstaltung erreichte auch heuer wieder über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Österreich.
Neben vielen bewährten Fachtagen wurde erstmals ein Innovationentag, ein Agroforsttag und ein Tag für die Vermarktung an Gastronomie und Großküchen angeboten. Einige Tage wurden als Hybrid-Veranstaltung organisiert. So hatten Interessierte die Möglichkeit, vor Ort in Schloss Puchberg bei Wels oder von zu Hause aus teilzunehmen.
Forderung nach Maßnahmenpaket
Klare Erwartungen an die Bundesregierung
Bei der Eröffnung der BIO AUSTRIA Tage betonte Bundesobfrau Barbara Riegler die zentrale Bedeutung der biologischen Landwirtschaft und appellierte an die künftige Bundesregierung, deren Förderung im Koalitionsprogramm klar zu verankern. „Mit 25 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe, die biologisch wirtschaften, ist Österreich europäischer Spitzenreiter. Diese Errungenschaft gilt es zu erhalten und weiter auszubauen“, so Barbara Riegler. Sie fordert ein ambitioniertes Maßnahmenpaket, um den Bio-Landbau zu stärken und auszubauen.
Barbara Riegler verwies auf die Ergebnisse einer BIO AUSTRIA Parteienbefragung, bei der alle befragten Parteien ihre Unterstützung für die biologische Landwirtschaft zugesagt haben. „Diese Versprechen müssen nun auch in konkrete Maßnahmen münden. Es braucht verbindliche politische und rechtliche Rahmenbedingungen, um die ambitionierten Ziele von 30 Prozent Bio-Flächenanteil bis 2027 und 35 Prozent bis 2030 zu erreichen.“
Bio als Antwort auf die großen Herausforderungen
Die biologische Landwirtschaft sei ein wesentlicher Teil der Lösung für die aktuellen Herausforderungen, so Riegler weiter: „Bio steht für eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung, fördert die Biodiversität und einen respektvollen Umgang mit unserer Erde. Es ist eine Investition in eine lebenswerte Zukunft.“ Trotz der starken Position Österreichs gebe es dringenden Handlungsbedarf, insbesondere im Hinblick auf steigende Produktionskosten, zunehmende Bürokratie und die Auswirkungen des Klimawandels. Ohne gezielte Unterstützung sei es schwierig, die wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Bio-Betriebe zu sichern.
Markt und EU-Politik
Johannes Fankhauser als Vertreter des Landwirtschaftsministers Norbert Totschnig, unterstrich die Bedeutung einer Marktorientierung beim Ausbau der biologischen Landwirtschaft. Er verwies auf den Bio-Aktionsplan und die Notwendigkeit, die Nachfrage nach Bio-Produkten weiter zu steigern als auch bürokratische Hürden abzubauen.
Jan Plagge, Präsident des deutschen Bio-Verbandes Bioland e.V. und IFOAM Organics Europe, hob die Bedeutung von mehr Gemeinsamkeit auf dem Weg zu einer ökologisch-sozialen Landwirtschaft, auch über Landesgrenzen hinweg, hervor. „Nur so schaffen wir es, ökologische Nachhaltigkeit und ökonomische Resilienz in Einklang zu bringen. Das ist auch das Ziel, das wir im Strategischen Dialog auf EU-Ebene definiert und damit einen breiten Konsens über alle vermeintlichen Lager hinweg geschaffen haben. Ein Ansatzpunkt zur Zielerreichung liegt in einer EU-Agrarpolitik, die Systemleistungen des Bio-Landbaus und anderen Formen nachhaltiger Landwirtschaft bei Tierwohl, Umwelt, Klima, Arten anerkennt und in Wert setzt – einerseits mit wirksamen Fördermaßnahmen und andererseits mit spürbaren Entlastungen für Bio-Betriebe.”
Starke Leistungen
Jürgen Heß, Vorstand von FiBL Deutschland, betonte in seinem Vortrag die herausragenden Leistungen der biologischen Landwirtschaft für Umwelt und Gesellschaft. „Bio trägt wesentlich zum Schutz der Biodiversität, zur Bodenfruchtbarkeit und zum Grundwasserschutz bei. Eine angemessene Honorierung dieser Leistungen ist längst überfällig.“
Alfred Grand, innovativer Biobauer aus Absdorf in Niederösterreich, referierte zum Thema was Biobäuerinnen und Biobauern von der Natur noch lernen müssen. Nach Grand sind das vorrangig: eine systemische Sichtweise, Kooperation, Stärkung der Resilienz, Etablierung von Vielfalt, Energieeffizienz, Regeneration statt Ausbeutung und Nutzung von Chancen. Er hob dabei die Bedeutung der Forschung hervor, die ihn auf seinem Forschungs- und Demonstrationsbauernhof seit Jahrzehnten begleitet. Geforscht und gearbeitet wird beispielsweise zur Bodengesundheit, Agroforst und Marktgärtnerei.
Fachliche Impulse
Die bewährten Fachtage der BIO AUSTRIA Tage für Bäuerinnen und Bauern 2025 bieten eine Plattform für den intensiven Austausch zwischen Wissenschaft, Beratung und Praxis. In themenspezifischen Veranstaltungen wie dem Ackerbau- und Milchviehtag, dem Tag für Vermarkter, Innovationen und Agroforst sowie den Fachtagen für Geflügel, Schweine, Bienen und Fleischrinder bis hin zum biodynamischen Landbau werden aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Lösungsansätze präsentiert und diskutiert.
Besonderes Augenmerk liegt auf neuen Erkenntnissen in den Bereichen Klimaanpassung, Nährstoffmanagement, Tiergesundheit, innovative Technologien und Vermarktungsstrategien. Renommierte Referentinnen und Referenten aus Forschung und Praxis geben Einblicke in zukunftsweisende Methoden und teilen ihre Erfahrungen. Neben den Vorträgen und Workshops entstehen wertvolle Gespräche und Diskussionen, die oft über die eigentlichen Veranstaltungszeiten hinaus in den Pausen fortgesetzt werden.
Ein zentrales Anliegen der Fachtage ist die praxisnahe Vermittlung von Wissen. So berichten erfahrene Biobäuerinnen und Biobauern über ihre erfolgreichen Ansätze, wodurch Teilnehmende konkrete Impulse für den eigenen Betrieb erhalten. „Die Fachtage liefern nicht nur wertvolle Hintergrundinformationen, sondern auch Lösungsansätze aus der Praxis. Besonders bereichernd finde ich den Austausch mit Berufskolleginnen und -kollegen“, fasst eine Teilnehmerin zusammen.
Zusätzlich zu den fachlichen Inputs bieten die Fachtage eine hervorragende Gelegenheit, sich zu vernetzen und Kooperationen zu knüpfen. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher und klimatischer Herausforderungen ist es wichtiger denn je, voneinander zu lernen und gemeinsam nachhaltige Perspektiven für die biologische Landwirtschaft zu entwickeln.
Birgit Ebermann, Ingrid Schuler-Knapp, BIO AUSTRIA Bundesverband
Fotos: alle Fotos von: BIO AUSTRIA/Sonja Fuchs
Übergabe Preis (Hotel Retter): Bei einem Gewinnspiel wurde ein Gutschein für einen Urlaub im Biohotel Retter (Pöllauberg, Steiermark) verlost. Biobauer Rudolf Kollwentz aus Großhöflein ist der glückliche Gewinner.