BIO AUSTRIA Bauerntage 2021 starten mit agrarpolitischer Diskussion zur GAP

©BIO AUSTRIA / Christoph Liebentritt

Gemeinsame Agrarpolitik nimmt neuen Anlauf zu mehr Ökologie und Nachhaltigkeit – Geplante Rolle der Bio-Landwirtschaft in der nationalen Umsetzung deutlich verbesserungsbedürftig

Mit einer spannenden agrarpolitischen Diskussion rund um die nächste Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) starteten am 19. Jänner die heurigen BIO AUSTRIA Bauerntage. Die größte Weiterbildungsveranstaltung der Bio-Landwirtschaft steht heuer unter dem Motto „Mit Zuversicht die Bio-Zukunft gestalten“ und wird in ihrer 17. Ausgaben erstmals als reines Online-Format abgehalten. Dass diese Tatsache dem Interesse des Publikums keinen Abbruch tut, zeigen bisher über 1.000 Anmeldungen für die insgesamt acht Fachtage sowie den Eröffnungstag.

Transformation Europas zu Klimaneutralität Aufgabe aller Sektoren und Bereiche

In ihrem Eröffnungsstatement ging Gertraud Grabmann, Obfrau von BIO AUSTRIA und Biobäuerin, auf die nächste GAP ein. „Um die notwendige Transformation Europas in Richtung Klimaneutralität umzusetzen, braucht es Leistungen aus allen Sektoren. Auch der Agrarsektor muss hier ambitioniert liefern. Klar ist aber auch, dass das nur gelingen kann, wenn die Bäuerinnen und Bauern in Europa ihre Leistungen abgegolten bekommen, die sie für Umwelt, Klima und Biodiversität erbringen“, betonte Grabmann.
Allerdings dürfe man es sich hier nicht zu leicht machen und die Zahlungen aus der GAP insgesamt als Abgeltung dafür betrachten. Vielmehr müsse hier ebenfalls das in anderen Bereichen gern zitierte Leistungsprinzip gelten: „Um so mehr Leistungen die Bäuerinnen und Bauern in den genannten Bereichen erbringen, umso höher sollte auch die Honorierung sein“, so die oberste Biobäuerin. Dabei sei besonders der Mehrwert der biologischen Wirtschaftsweise durch ihre Multifunktionalität zu berücksichtigen, betonte Grabmann mit Blick auf den nationalen Umsetzungsplan der GAP in Österreich.

Kritik an nationalem Umsetzungsplan zur GAP

Hinsichtlich der künftigen Rolle der biologischen Landwirtschaft in der nationalen Umsetzung der GAP zeigten sich unterschiedliche Positionen zwischen dem Verband BIO AUSTRIA und dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT). Hier kritisierte Gertraud Grabmann, dass der derzeitige Planungstand des BMLRT spezifisch für die biologische Wirtschaftsweise künftig nur mehr einen „Managementzuschlag“ in der Maßnahme „Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung (UBB)“ im Rahmen des ÖPUL (Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft) vorsieht.

Grabmann fordert Änderungen: „Mehrleistungen von Bio anerkennen“

Damit sei aus Sicht des Verbandes die Leistungen der Bio-Landwirtschaft nicht angemessen berücksichtigt. „Bio ist ein systemischer Ansatz und der Mehrwert dieser multifunktionalen Maßnahmen ist nicht abgebildet. Die ökologische Mehrleistung in der Bio-LW muss anerkannt und abgegolten werden“, betonte Grabmann und forderte diesbezüglich „substanzielle Änderungen“ ein. Schließlich sei die Bio-Landwirtschaft „aktueller denn je, denn sie hat Antworten auf die großen ökologischen Herausforderungen der Gegenwart. Würde Bio auf einen Managementzuschlag reduziert werden, wäre die Bio-Landwirtschaft künftig weniger attraktiv für Bäuerinnen und Bauern. Und das wäre aus unserer Sicht ein enormer Rückschritt in und für die heimische Agrarpolitik und für die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft“, so die BIO AUSTRIAObfrau.

Johannes Fankhauser, Sektionschef im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), erläuterte zuvor in seinem Vortrag die geplanten Neuerungen in der nationalen Programmgestaltung, vor allem in Bezug auf die Bereiche Umwelt und Klima. Hier sei eine ambitionierte Herangehensweise gewählt worden. Mit den gegenüber der Vorperiode leicht gestiegenen Finanzmitteln sei eine gute Basis vorhanden. Man setze zudem auf die bewährte Kofinanzierung, insbesondere im Bereich der Ländlichen Entwicklung.

EU-Kommission will GAP-Trendwende in Richtung Ökologie umsetzen

Generaldirektor Wolfgang Burtscher von der Generaldirektion für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung in der Europäischen Kommission ging auf die derzeit laufenden Trilog-Verhandlungen zur GAP zwischen der EU-Kommission, dem EU-Parlament und dem Rat – also den Mitgliedsstaaten – ein. Der Kommission sei es wichtig, dass der Green Deal sowie deren Strategien zur Biodiversität und Lebensmittelwirtschaft („From Farm to Fork“) in die GAP integriert werden, um eine Trendwende in Richtung Ökologie umzusetzen. Grundsätzlich sei die Kommission optimistisch, dass dies auf Basis der vorliegenden Positionen gelingen könne. Als zentrale Instrumente um dieses Ziel zu erreichen sieht Burtscher u. a. Mindestdotierungen für Öko-Maßnahmen. Hier sei besonders darauf zu achten, dass die Vorgaben der Öko-Regelungen nicht durch die erhöhte Flexibilität im Bereich der Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten im Rahmen der Nationen Strategiepläne unterlaufen werde.

Bio-Landwirtschaft Schlüsselinstrument für mehr Nachhaltigkeit in GAP

Ein wesentlicher Teil der Strategien sei es, den Bio-Anteil in der EU von derzeit ca. acht Prozent bis 2030 auf 25 Prozent zu steigern. Der EU-Kommission sei bewusst, dass dazu Produktion und Markt gleichzeitig ausgebaut werden müssen. Dies werde auch im neuen Bioaktionsplan der EU-Kommission Niederschlag finden. Die Bio-Landwirtschaft und deren Ausbau bezeichnete Burtscher abschließend als „eines der Schlüsselinstrumente“ für mehr Nachhaltigkeit in der neuen GAP.

Service:

Das Programmheft mit allen Informationen zu den BIO AUSTRIA Bauerntagen 2021 steht zum Download bereit unter www.bio-austria.at/bauerntage

Über BIO AUSTRIA:

BIO AUSTRIA ist das Netzwerk der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern. Als größter Bio-Verband in Europa repräsentiert BIO AUSTRIA die österreichische Bio-Landwirtschaft und vertritt die Interessen der Biobäuerinnen und Biobauern – mit 13.500 Mitgliedern und mehr als 430 Partnerunternehmen in der Wirtschaft. Nähere Informationen unter www.bio-austria.at

Kontakt

  • Mag. Birgit Ebermann

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