Bremsen bremsen
Stechfliegen und Bremsen können unseren Rindern die Weidefreude verderben. Welche Maßnahmen zur Reduktion gibt es?
Weidetiere vor Insekten schützen
Während sich Stallfliegen vorzugsweise im Stall aufhalten, sind Weidefliegen und Bremsen ein Problem bei weidenden Tieren. Besonders lästig sind stechende Insekten, dazu gehören etwa die große und kleine Weidestechfliege, der Wadenstecker und die Bremsen.
Bremsen sind 1 bis 3 cm groß. Es gibt mehrere Bremsenarten, beispielsweise die Rinder-, Pferde-, Regen- und die Viehbremse. Nur die weiblichen Bremsen saugen Blut, um danach ihre Eier abzulegen. Die meisten Bremsen fliegen mit deutlich hörbarem Brummen, nur die Regenbremsen sind fast lautlos. Die Bremseneier werden an Pflanzen abgelegt. Ihre Larven leben in der Erde, sie fressen sowohl verrottendes Pflanzenmaterial als auch kleine Lebewesen.
Der Stich von Bremsen ist sofort deutlich schmerzhaft spürbar, denn mit ihren groben Mundwerkzeugen reißen sie eine offene Wunde in die Haut und nehmen das austretende Blut auf. Die Wunden bluten oft noch nach und dies kann andere Fliegen anlocken. Besonders aktiv und stechbereit sind Bremsen kurz vor und bei Regen.
Bremsen vertreiben
Insektenvertreibende Mittel werden auch als Repellents bezeichnet. Eine Reihe von ätherischen Ölen hat eine solche Wirkung, zum Beispiel Lavendel-, Kümmel-, Anis-, Fenchel-, Koriander- oder Teebaumöl. Weidetiere können mit einem starken Absud von Kümmel oder Anis gewaschen werden oder sie werden mit in Obstessig verschüttelten ätherischen Ölen besprüht. Diese natürlichen Stoffe verursachen keine Rückstände. Sie haben eine kurze Wirkdauer und müssen mindestens einmal täglich aufgesprüht werden.
Im „Betriebsmittelkatalog für die biologische Landwirtschaft 2016“ (Seite 51) sind Mittel zur Schädlingsbekämpfung und Anwendung an Tieren gelistet. Die erlaubten Wirkstoffe sind Pyrethrum und Neemsamenöl. Der Neembaum wächst in den Tropen, er stammt aus Indien und Pakistan. Seine olivenähnlichen Früchte werden ausgepresst. Das Neemsamenöl wird zur Bekämpfung und Vorbeugung von Insekten-, Nematoden-, Milben- und Pilzbefall verwendet, sowohl im Pflanzenschutz als auch bei Tieren.
Das natürliche Pyrethrum wird aus Chrysanthemen gewonnen. Es ist für alle Insektenarten giftig. Durch Tageslicht wird Pyrethrum rasch unwirksam und verliert sowohl seine Wirksamkeit als auch seine Giftigkeit.
Arzneimittel vom Tierarzt
Das rasch abbaubare natürliche Pyrethrum wurde durch chemische Veränderung zu Pyrethroiden verarbeitet. Diese Insektenmittel sind als Tierarzneimittel am Markt. Die Wirkstoffe sind Permethrin, Flumethrin und Deltamethrin. Die Arzneimittel sind als Aufgusspräparate und als Fliegenohrmarken für Rinder ebenso erhältlich wie in Zeckenbändern und Flohtropfen für Hunde. Durch die lange Wirkdauer wird auch die Gefährdung von Nützlingen, Dunginsekten, Honigbienen und Fischen größer. Rinder sollten innerhalb von vier Wochen nach der Behandlung von Gewässern ferngehalten werden, um die Fische nicht zu gefährden. Da bereits von Resistenzen gegen Pyrethroide berichtet wurde, soll nur eine Behandlung pro Jahr auf derselben Weide durchgeführt werden. Die angegebenen Wartezeiten sind im Bio-Betrieb zu verdoppeln.
Dr. Elisabeth Stöger, Tierärztin in Kärnten