Die Biene mag es warm, windstill und trocken
Hans Rindberger aus Zell am Moos in Oberösterreich ist einer der Pioniere in der Bio-Bienenhaltung in Österreich. Das Wohl der Biene hat für ihn eine hohe Priorität. Entscheidend dafür sei auch der Aufstellungsplatz, so der Experte.
Das Wohl der Bienen steht für dich bei deiner Arbeit ganz oben. Was kann man sich darunter vorstellen?
Hans Rindberger: Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Bienenhaltung und der Haltung von Haustieren oder anderen domestizierten Nutztieren ist, dass wir es bei der Biene mehr oder weniger mit einem Wildtier zu tun haben. Für die Biene ist jegliche Zuwendung des Menschen eigentlich eine Störung. Das muss uns in der Imkerei bewusst sein.
Ein entscheidender Faktor für das Wohlbefinden der Biene ist der Aufstellungsplatz. Damit hast du dich viel befasst. Was ist für die Biene das Wichtigste?
Grundsätzlich mag es die Biene warm, trocken und möglichst windstill. Danach sollte ich mich bei der Wahl des Aufstellungsortes orientieren. Aber nicht alle Faktoren lassen sich beeinflussen. Ich kann mir zwar Standplätze mit einem möglichst vorteilhaften Kleinklima suchen, aber den Niederschlag kann ich nicht beeinflussen.
Auf der Suche nach einem geeigneten Platz macht man sich am besten schon ein, zwei Jahre vor der Aufstellung. Dann kann man die Bedingungen am Standort gut beobachten. Ein guter Platz ist zum Beispiel dort, wo im Frühling der Schnee am schnellsten schmilzt.
Was die Sonneneinstrahlung betrifft: Ideal ist im Sommer Vormittagssonne auf den Fluglöchern und Beschattung ab Mittag. Die Schattenbildung von Büschen und Bäumen sollte dann über die Aufstellung besonders gut ausgenutzt werden. Kaltluftseen als Aufstellungsort sind absolut ungeeignet.
Auch starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sind ungünstig. An südseitigen Hausmauern, wo es sich am Tag extrem aufheizen kann, sollte man Bienenstöcke nicht aufstellen. Grundsätzlich machen hohe Temperaturen aber unseren Bienen nicht allzuviel aus. Sie können sich gut anpassen.
Wenn es keine natürlichen Wasserstellen in der Nähe gibt, macht es Sinn, Tränken aufzustellen. Je heißer es ist, desto wichtiger wird das. Die Tränken sollten seitlich vom Stand aufgestellt werden, damit sie beim Ausfliegen nicht mit Kot verschmutzt werden. Und natürlich ist darauf zu achten, dass sie immer gefüllt sind. Durch Beigabe von etwas Salz (Mineralien) können die Bienen schneller zur Tränke gelockt werden. Niemals für diese Zwecke Zucker verwenden.
Gibt es eine bevorzugte Himmelsrichtung?
Die Flugrichtung sollte immer in Richtung Osten, Süden oder Südosten sein.
Was ist die ideale Höhe, also gibt es einen idealen Bodenabstand?
Wenn man sich rein am Wohl der Biene orientieren würde, dann wären Bienenstöcke möglichst hoch oben. In der Natur befinden sich Bienenbehausungen in gut vier Metern Höhe und mehr, allein schon aus Schutz vor dem Braunbären. Außerdem sind die Bienen auf diese Weise weit entfernt von der Bodenfeuchtigkeit. Früher war es bei uns üblich, dass die Bienenkörbe und Bienenstöcke am Haus ungefähr in der Höhe des ersten Stocks zum Beispiel unter einem Vordach aufgestellt waren. Man war sich dadurch auch gegenseitig nicht im Weg. Erst Ende des 19. Jahrhunderts, als es üblich wurde, Bienen in Hütten zu halten und die Honigschleuder und die Rähmchen entwickelt wurden, hat man die Bienen in Bodennähe geholt. Aus arbeitstechnischer und wirtschaftlicher Sicht ist das Aufstellen beziehungsweise Anbringen in größerer Höhe heute selbstverständlich nicht mehr umsetzbar.
Ist die Aufstellung der Bienen auf Hausdächern, wie es jetzt in Städten oft gemacht wird, für die Biene also vorteilhaft?
Nein, gar nicht! Da sind sie zwar in der Höhe, dafür ist es auf den Dächern windig und heiß, das entspricht dem Tierwohl keineswegs.
Wie zeigen die Bienen dem aufmerksamen und erfahrenen Imker, dass man einen ungeeigneten Aufstellungsplatz gewählt hat?
Wenn der Platz nicht passt, werden die Bienen häufig aggressiver. Oft ist auch der Schwarmtrieb deutlich erhöht und sie schwärmen öfter als einmal im Jahr. Der Varroabefall ist stark, im Spätsommer werden sie beim Füttern ausgeraubt und viele schaffen es nicht über den Winter. An einem Platz, der nicht geeignet ist, wird es schlichtweg nicht gut funktionieren.
Du beschäftigst dich auch mit dem Thema Radiästhesie und wählst die Standplätze für deine Bienen nach diesen Gesichtspunkten aus.
Für mich ist das ein ganz entscheidender Faktor, auch wenn es immer noch Stimmen gibt, die behaupten, das wäre unwissenschaftlich und nicht belegbar. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Bienen auf verschiedenen Plätzen unterschiedlich verhalten. Von daher habe ich angefangen, mich mit der Radiästhesie zu befassen. Erdstrahlen beruhen auf geologischer Energieeinwirkung, die durch unterirdische Wasseradern, Verwerfungen und Gelände- oder Gesteinsbrüche entstehen. Bienen suchen von Natur aus Plätze mit hoher Bodenspannung, sie gehören zu den Strahlensuchern. So wie die rote Waldameise, die ihre Hügel immer an Plätzen mit viel Strahlung errichtet. Solche Plätze suche ich auch für meine Bienen aus. Meine langjährigen Erfahrungen zeigen mir, dass die Bienen an diesen Stellen viel vitaler sind.
Wie viele Bienenstöcke können an einem Platz aufgestellt werden und wie groß soll der Abstand zueinander sein?
Das kommt darauf an. Im Frühjahr, wo es bei uns nur Blüten von den Wiesen und die Obstblüte gibt, ist es günstig, wenig Stöcke auf einem Platz zu haben, bei mir zwischen zwei und fünfzehn Stöcken. Der Abstand zwischen den Aufstellplätzen sollte hier schon mindestens 500 Meter betragen. Eine Einzelaufstellung der Völker auf einem Platz ist wegen des Verfluges besser (mit geringen Abständen). Bei einer Waldtracht können ab Juni viele Bienenvölker auf einem Platz in Waldnähe aufgestellt werden. Es gibt da soviel Honigtau, sodass jeder Biene gleich viel Eintrag zur Verfügung steht.
Was das Nahrungsangebot und den Honigeintrag betrifft, ist bei uns die Aufstellung an einem Waldrand prinzipiell am günstigsten. Die Bienen können hier sowohl die Wiesen als auch den Wald günstig nutzen.
Das Interview führte Elisabeth Pöckl, BIO AUSTRIA Bundesverband