Die Biene und späte Zwischenfrüchte – Wenn der Nektar lockt
Zwischenfrüchte sind gut für den Boden. Blühen sie spät, leidet die Honigbiene.
Mit dem Anbau von Zwischenfrüchten lassen sich viele positive Wirkungen insbesondere zum Schutz der Bodenökologie erzielen. Dazu zählen der Schutz vor Wasser- und Winderosion, die Verbesserung der Bodenstruktur und des Humushaushaltes durch organische Bindung von Nährstoffen sowie die Belebung der Mikroorganismen im Boden.
Zu später Anbau
Zu den Zwischenfrüchten zählen beispielsweise Senf, Ölrettich und Buchweizen. Diese werden, wenn Samen produziert werden sollen, im Frühjahr angebaut. Sie blühen ungefähr im Mai. Die Ernte erfolgt im Juli/August, wenn die Samen reif sind. Das ist der Entwicklungsrhythmus dieser Kulturen. Wenn diese Arten jedoch als Zwischenfrüchte nach der Ernte von Gerste, Weizen, Roggen oder Triticale angebaut werden, dann blühen sie im September und Oktober, oft auch bis in den November hinein. Je nachdem, wann sie angebaut wurden und wann die ersten stärkeren Fröste zu einem Absterben führen.
Der Anbauzeitpunkt Sommer ist also für die Pflanze selbst nicht passend. Sie blüht beziehungsweise sie muss zu einer für sie untypischen Jahreszeit blühen. Dieser Widerspruch zum natürlichen Entwicklungsrhythmus dieser Pflanzen überträgt sich mit allen Konsequenzen auf die Honigbienen. Zu einer Jahreszeit, in der es eigentlich von Natur aus kein Massenangebot an Pollen und Nektar mehr gibt, werden die Bienen mit so einem konfrontiert. Die spät blühenden Pflanzen stören den Rhythmus der Bienen und können für sie zu einer nicht unerheblichen Belastung werden.
Mehr Schaden als Nutzen
Für die Honigbiene sind die im Oktober und vor allem im November noch blühenden Zwischenfrüchte mehr Schaden als Nutzen. Vor allem durch:
- Die Verlängerung und/oder Reaktivierung der Bruttätigkeit und damit die Verkürzung der brutfreien Phase im Winter. Die Winterbienen, die eigentlich für die Überwinterung der kalten Jahreszeit aufgezogen wurden, werden dadurch in Anspruch genommen und in ihrer Konstitution belastet.
- Die Varroamilbe kann sich länger in den Spätherbst hinein vermehren. Die Zahl der nach der Restentmilbung noch vorhandenen Milben steigt zwangsweise. Damit auch die Milben-Startpopulation fürs kommende Jahr.
- Milder werdende Winter mit kürzeren Frostperioden, vor allem im Dezember und Jänner, verstärken den Effekt der längeren Bruttätigkeit und verschärfen das Varroaproblem zusätzlich.
- Verluste an Bienen durch Flug- und Sammelaktivitäten bei den um diese Jahreszeit oft herrschenden grenzwertigen Außentemperaturen (10 bis 14°C). Große Pollen- und Nektarangebote üben einen intensiven Sammelreiz aus.
- Ungenügende Konservierung des spät eingetragenen Pollens. Diese oft im Randbereich des Wintersitzes der Bienen gelegenen Pollenlager neigen stärker zum Verschimmeln.
Mögliche Maßnahmen
Der Anbau von Zwischenfrüchten ist aus gesamtökologischer Sicht, die auch den Imkern ein Anliegen ist, jedenfalls zu befürworten. Sehr früh angebaute Zwischenfrüchte, die rasch in Blüte gehen wie zum Beispiel Phacelia nach Wintergerste blühen meist im September und können damit die Entwicklung der Bienenvölker durchaus noch sehr positiv beeinflussen. Wenn jedoch Senf und Phacelia, um nur zwei zu nennen, im Oktober und November in Vollblüte stehen, so hat das durchaus ernste negative Auswirkungen auf das Verhalten und die Konstitution eines Bienenvolkes.
Eine Möglichkeit, die Nachteile für die Bienenvölker zu verringern, ist das Walzen (Knicken) oder auch das Mähen beziehungsweise Mulchen von kurz vor der Blüte stehenden Zwischenfrüchten ab Mitte Oktober. Vorab müssen jedenfalls die Auflagen im Österreichischen Umweltprogramm beachtet werden. So sind Pflegemaßnahmen wie Walzen, Häckseln und Mähen mit entsprechendem Bodenabstand im Begrünungszeitraum erlaubt und werden nicht als Umbruch der Begrünung oder Beendigung des Begrünungszeitraums gewertet, sofern sie keine Bodenbearbeitung darstellen. Walzen mit der Messerwalze wird allerdings als Umbruch und folglich als Beendigung des Begrünungszeitraums gewertet. Es ist zu empfehlen, sich jedenfalls vorab über mögliche Maßnahmen zu informieren.
DI Peter Frühwirth, Pfarrkirchen im Mühlkreis