Die Kälber gut versorgen
Kälber müssen gut mit Kolostrum versorgt werden, um gesund zu bleiben. Entscheidend dabei sind der Zeitpunkt, die Menge und vor allem die Qualität.
Jeder weiß, dass Kälber völlig schutzlos ohne Abwehrstoffe geboren werden. Um gesund zu bleiben, sind sie auf die mütterlichen Immunstoffe aus dem Kolostrum angewiesen. Diese wirken wie eine Gesundheitspolizei, die das Eindringen von Krankheitserregern in den Körper verhindern soll. Damit jedoch das Kalb geschützt ist, braucht es eine Mindestmenge an Abwehrstoffen im Blut.
Auf Qualität achten
Die Qualität ist entscheidend, mit Kolostrum von schlechter Qualität ist kein Schutz für ein Kalb zu erreichen. Auch eine Erhöhung der verabreichten Menge führt nicht zum Ziel, da die Aufnahme aus dem Darm reduziert wird. Größere Mengen müssten im Stundentakt verfüttert werden, was jedoch in der Praxis sehr schwierig ist.
Im Einzugsgebiet der „Tierärzte Vöcklamarkt“ waren bei einer Untersuchung über 55 Prozent der untersuchten Kolostrumproben von schlechter Qualität und hatten damit zu geringe Konzentrationen an Immunstoffen. Untersuchungen im Blut von Kälbern haben gezeigt, dass zwischen 40 und 60 Prozent der Kälber mit Abwehrstoffen unterversorgt sind.
Diese Kälber sind anfälliger für Durchfall, Nabel-, Lungen- und Gelenksentzündungen sowie andere Infektionen. Das bedeutet, dass bei Bestandsproblemen, meist ist es Durchfall, alle Aspekte der Kolostrumversorgung beachtet werden müssen. Erst dann ergeben auch andere Maßnahmen einen Sinn.
Die Qualität des Kolostrums wurde bei gesundheitlichen Problemen bisher kaum berücksichtigt. Betriebe, die die Versorgung ihrer Kälber mit Abwehrstoffen sicherstellen wollen, kommen daher an einer Qualitätsbestimmung nicht vorbei.
Messen zahlt sich aus
So können zum Beispiel mit einem Kolostrometer die Dichte oder mit einem Refraktometer der Brechungsindex gemessen werden. Aus der Dichte oder dem Brechungsindex kann auf den Gehalt an Abwehrstoffen geschlossen werden.
Weiters kann die Qualität mit einem Präzisionsdurchlauftrichter bestimmt werden. Mit dieser Methode wird die Viskosität (Zähflüssigkeit) gemessen und daraus kann wiederum die Kolostrumqualität abgeleitet werden. Dazu wird der neu entwickelte „ColostroCheck“ in das melkfrische Kolostrum (30°C) eingetaucht und die Zeit bis zum vollständigen Auslaufen des Kolostrums gemessen. Ab einer Durchlaufzeit von 24 Sekunden kann mit einer guten Kolostrumqualität gerechnet werden.
Die Messgenauigkeit und die Qualitätskriterien aller drei Messsysteme sind fast identisch. Der „ColostroCheck“ ist dem Kolostrometer leicht überlegen.
Viele Betriebe haben in der Vergangenheit trotz zahlreicher und teils kostenaufwändiger Maßnahmen (Muttertierimpfung, Außenhaltung in Iglus) gesundheitliche Probleme nicht beseitigen können. Auch bei Muttertierimpfungen kann ein entsprechender Schutz gegen Durchfall nur über Qualitätskolostrum übertragen werden.
Wer seine Tiere gesund und leistungsfähig erhalten möchte, muss die Qualität des Kolostrums vor der Verfütterung bestimmen, schlechte Qualitäten erkennen und in diesem Fall auf gefrorenes Qualitätskolostrum zurückgreifen. Deshalb ist die Vorratshaltung von qualitativ hochwertigem Kolostrum im Gefrierschrank notwendig. Bei Bedarf kann es im Warmwasserbad oder in der Mikrowelle aufgetaut werden.
Autor:
Dr. Franz Kritzinger Tierarzt Vöcklamarkt
www.vetinfo.at
Bezugsquelle für Messgeräte: www.quidee.de
Wissen:
Eine wirksame Versorgung des neugeborenen Kalbes ist nur zu erreichen, wenn drei Punkte beachtet werden.
+ Zeitpunkt der Versorgung: Kälber können nur in den ersten Stunden das Kolostrum gut verwerten.
+ Menge: Eine Menge von zwei Litern Qualitätskolostrum ist notwendig.
+ Qualität: Die Qualität des Kolostrums ist von der Zahl der enthaltenen Abwehrstoffe abhängig. Nur bei guter Qualität und dem damit verbundenen hohen Gehalt an Abwehrstoffen (≥ 50 mg/ml Immunglobulin G) kann ein Kalb effektiv geschützt werden. Qualitätskolostrum ist durch die hohe Konzentration an Immunstoffen wesentlich dickflüssiger.