Erdnüsse wachsen im Weinviertel

© Romstorfer

Stefan und Roman Romstorfer haben die Erdnuss in das Weinviertel geholt. Was zunächst als Experiment begonnen hat, ist mittlerweile auf einem guten Weg. So wird die Leguminose inzwischen erfolgreich angebaut und vermarktet.

Der Betrieb Romstorfer in Raggendorf wurde von Vater Franz vor fast drei Jahrzehnten auf die biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Damals war es einer der ersten Bio-Betriebe in dieser Region. „Unser Vater hat vieles ausprobiert. So hat er nicht nur auf Bio umgestellt, er hat als einer der ersten hier bei uns den Ölkürbis angebaut und auch eine Lesemaschine angeschafft.“

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Söhne Roman und Stefan neue Wege gehen und viel Zeit und Energie in die weitere Ausrichtung und Entwicklung des Betriebes investieren.

Neues probieren

Es ist ein typischer Weinviertler Betrieb mit den hier häufig angebauten Kulturen Mais, Zuckerrüben, Ölkürbis und Wein – wenn da nicht die Erdnuss wäre.

Wie kam es dazu? Stefan und Roman waren auf der Suche nach einer Spezialkultur, die für den Betrieb und für die Region gut geeignet ist, mit der zunehmenden Trockenheit zurechtkommt – und auch nicht alltäglich ist. Denn die beiden Brüder wollten unbedingt eine neue Kultur ausprobieren, aufgrund von Kontakten nach Griechenland sind sie schließlich auf die Erdnuss gekommen.

Die Erdnuss kommt ursprünglich aus Südamerika und hat ihren Weg über Seefahrer in andere Teile der Welt gefunden. Sie ist eine Leguminose und gehört zur selben Unterfamilie wie Erbsen oder Bohnen.

Und so begann vor sieben Jahren das Experiment, zunächst waren es ein paar Quadratmeter, dann ein Hektar, zwei Hektar und seit zwei Jahren werden Erdnüsse auf 20 Hektar angebaut.

Die Frucht bevorzugt sandige humose Böden, die in dieser Region zwischen dem Marchfeld und dem hügeligen Weinviertel vorkommen. Sie mag es warm, kommt mit wenig Wasser aus, kann Hitze gut aushalten. Der Betrieb Romstorfer liegt mit 700 bis 800 mm Niederschlag in einer trockenen Region, die Flächen können nicht bewässert werden. Also gute Voraussetzungen für dieses Experiment.

Anbau und Ernte

Das Saatgut wird von verschiedenen Lieferanten bezogen. Es ist gewissermaßen der „Flaschenhals“ in der Produktion, da es in anderen Ländern wie Griechenland, Türkei, Bulgarien oder Südafrika gekauft werden muss. „Wir haben uns inzwischen ein Netzwerk von Lieferanten aufgebaut. Dafür mussten wir viel Zeit investieren, das war eine jahrelange Arbeit und wohl die größte Herausforderung“, erzählt Stefan.

Das Saatgut wird mit einer klassischen Einzelkornsämaschine in das vorbereitete Saatbett in einer Tiefe von 5 cm zwischen Mitte Mai und Mitte Juni abgelegt. Als wärmeliebende Kultur braucht sie eine Bodentemperatur zwischen 10 und 12°C und während der Keimphase, das dauert ungefähr zehn Tage, darf es nicht regnen. Das würde die Kultur nicht vertragen.

Nach einem Monat bilden sich gelbe Blüten an den etwa 70 cm hohen Pflanzen und die selbstbestäubenden Fruchtknoten wachsen Richtung Boden und dringen bis zu 8 cm in den Boden ein.

Es ist keine bodendeckende Frucht, daher kommt der Unkrautregulierung große Bedeutung zu. Mehrmaliges Hacken ist notwendig, bei ungünstigen Bedingungen muss auch händisch gehackt werden. „Mit 200 Stunden Arbeitszeit pro Hektar für die Unkrautregulierung muss man schon rechnen“, erklärt der Biobauer.

Geerntet wird je nach Witterung von Anfang Oktober bis in den November hinein. Zunächst haben die Romstorfers dafür einen Karottenroder umgebaut, dann wurde eine Erntemaschine aus China angeschafft und inzwischen kommt ein eigener Drescher zum Einsatz. Die Pflanzen werden gerodet und dann mit den Hülsen gedroschen. „Es sind mehrere Hundert Kilo pro Hektar“, so Stefan Romstorfer, „der Ertrag hängt von den Sorten und vom Anbauzeitpunkt ab, es sei jedenfalls noch Potenzial nach oben vorhanden.“

Die geernteten Erdnüsse werden vorsortiert, mehrere Tage getrocknet, nochmals sortiert, von der Schale entfernt und zu Erdnussbutter weiterverarbeitet oder geröstet. Die Trocknung und Verarbeitung erfolgen am Hof.

In den ersten Jahren wurden die Erdnüsse vorrangig an den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet. Aufgrund der optischen Ansprüche an die Schale wurde inzwischen in den Aufbau einer eigenen Vermarktung und Marke investiert.

Wissen aufbauen

Auf die Frage nach den Herausforderungen, gibt Stefan eine rasche Antwort: „Wir mussten das gesamte Wissen aufbauen. Es gab ja überhaupt keine Erfahrung, wir konnten uns nicht mit anderen austauschen und so war es ein Sprung ins kalte Wasser.“ Auch in der Verarbeitung und Vermarktung musste vieles ausprobiert werden. Die Erdnussbutter ist ein hochwertiges, proteinhaltiges Produkt, ist aber bei uns weniger gut bekannt als beispielsweise in den USA oder den Niederlanden. Deshalb müssen die Vorzüge des Produkts den Kunden meistens erst vermittelt werden.

Die Innovationskraft der Familie wurde bereits belohnt: Die Erdnussbutter wurde im Herbst 2021 als „Bio-Produkt des Jahres“ ausgezeichnet. Die Produktion wird sich wirtschaftlich gesehen in einigen Jahren rechnen, davon sind Stefan und Roman überzeugt. Die Romstorfers sind ungewöhnliche Wege gewohnt und werden auch weiterhin Neues wagen.

Weitere Informationen finden Sie auf:

www.neuland.bio

Autorin: Mag. Ingrid Schuler-Knapp, BIO AUSTRIA Bundesverband