Herausforderung für die biologische Grünlandwirtschaft
Die Temperaturen steigen, extreme Wetterereignisse häufen sich – auch bei uns. Gerade in der Landwirtschaft ist der Klimawandel ein viel diskutiertes Thema, weil sie einerseits Mitverursacher,
andererseits Opfer des Klimawandels ist.
Es betrifft auch uns
Häufigere Hitzewellen führen zu erhöhter Dürreanfälligkeit, mildere Winter fördern die Schädlingsvermehrung, erhöhte Verdunstung und Starkniederschläge können zu vermehrter Bodenerosion führen. In Vorarlberg war im Sommer 2018 auch das Grünland stark von der Trockenheit betroffen.
Bewässerung von Grünland
In Südtirol haben sich Forscher mit der Bewässerung von Grünland auseinandergesetzt und analysiert, wie sich Beregnung auf den Ertrag, die Qualität und den Pflanzenbestand auswirkt. Sie haben herausgefunden, dass durch eine Gabe von 25 mm Wasser pro Woche Ertragsgewinne von bis zu 40 % möglich sein können. Eine Herausforderung ist die praktische Umsetzung. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die flexible Verfügbarkeit von Beregnungswasser. Außerdem muss die Bodenfeuchte kontinuierlich aufmerksam beobachtet werden, um bedarfsgerecht handeln zu können und so die größten Erfolge zu erzielen. Die Messung kann durch Sensoren im Boden erfolgen.
Der Versuch hat gezeigt, dass sich durch die Beregnung der Faseranteil vergrößert, während die Rohprotein- und die Energiekonzentration sinkt. Dennoch hat die Beregnung aufgrund höherer Erträge durchaus einen positiven Effekt. Der Pflanzenbestand hat sich durch die Beregnung nur minimal geändert. Allerdings nahmen gemeine Rispe, Löwenzahn und Leguminosen beispielsweise zu, während Rotschwingel und Quecke weniger wurden.
Die flächendeckende Beregnung von Grünland in Vorarlberg ist durch einen niedrigen Grundwasserspiegel in höheren Regionen praktisch wahrscheinlich schwer umsetzbar. Entsprechende technische Lösungen gibt es zwar, diese sind jedoch oft kostspielig. Auch der Arbeitsaufwand muss mitberücksichtigt werden. Als einfache Lösung erscheint die Wahl von trockenheitsresistenten Sorten, die auch bei wenig Wasser gute Erträge erzielen. Durch die Änderung des Klimas müssen also neue standortangepasste Sorten gefunden werden. Auch einfache Maßnahmen wie Bäume können Abhilfe schaffen, da sie die Umwelt kühlen und den Wiesen sowie den weidenden Tieren Schatten spenden.
Herausforderung
Auch die Landwirtschaft muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein und einen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels leisten. Der Verzicht auf synthetische Düngemittel und der Aufbau von Humus zur Speicherung von Kohlenstoff sind wichtige Schritte in diese Richtung. Die Reduktion von Kraftfutter wirkt sich positiv auf den Flächenverbrauch und weniger Abgase durch Transporte aus. Konsumentinnen und Konsumenten können ebenfalls einen Beitrag leisten, indem sie Lebensmittelverschwendung möglichst vermeiden und auf nachhaltige saisonale Produkte aus der Region setzen.
Wenn wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, den Klimawandel zu verlangsamen und uns gleichzeitig an die sich verändernden Gegebenheiten anpassen, haben wir die besten Chancen, negative Folgen durch den Klimawandel abzuschwächen.
Zusammengefasst von Jessica Hotz
Quellen:
Artikel von Em.O.Univ.Prof. Helga Kromp-Kolb, österreichische Meteorologin und Klimaforscherin, Universität für Bodenkultur, Wien, für BIO AUSTRIA
Giovanni Peratoner und Martin Thalheimer, Versuchszentrum Laimburg: Genug Wasser für das Grünland
Haben Sie Fragen zur Klimawandelanpassung auf Ihrem Betrieb? Dann kontaktieren Sie unseren BIO AUSTRIA Bio-Berater Florian Vinzenz.