Hofsorten durch Veredeln erhalten
Die Wahl der passenden Unterlage
In der Streuobstwiese stehen mitunter alte Obstbäume, die über Generationen reiche Ernte brachten. Vielleicht zählen sie sogar zu den besonderen Lieblingssorten. Daher sollten sie beizeiten durch eine Neupflanzung am Betrieb erhalten werden. Allerdings muss man dazu den Namen der Obstsorte kennen und der ist möglicherweise unbekannt, vergessen oder der gebräuchliche Name scheint in keiner offiziellen Obstsortenliste auf.
Da bleibt als Alternative, sich einen Jungbaum in einer Gärtnerei veredeln zu lassen oder sich selbst an das Experiment Veredeln zu wagen. Das ist eine gute Möglichkeit, alte Hofsorten zu erhalten und zu vermehren. Kurse dazu werden über das LFI oder über Gartenbauvereine angeboten. Eine wichtige Frage stellt sich dabei: „Welche Unterlage wähle ich für meinen neuen Baum?“
Das kommt dann auf das gewünschte Resultat an. Die Wahl der Unterlage bestimmt die Wüchsigkeit des Baumes, also wie stark der Baum wachsen wird, wie rasch er in den Ertrag kommt und wie hoch die Erträge ausfallen. Auch auf die Qualität der Früchte hat die Unterlage einen gewissen Einfluss.
Sogar die Widerstandsfähigkeit kann durch die Unterlage beeinflusst werden, z. B. gegen Feuerbrand oder Blutläuse.
Am häufigsten findet man bei uns den Apfelbaum in einer Obstwiese. Mehr als 2.000 Apfelsorten sind in Österreich bekannt. Beim Apfel gibt es auch die größte Auswahl an Unterlagen und das Veredeln klappt meist auch bei Anfängern ganz gut. Üblich sind Unterlagen, die den Buchstaben „M“ im Namen tragen. Das „M“ steht für (East) Malling in der Grafschaft Kent, wo sich ein bedeutendes Forschungsinstitut für Obstbau befindet. Die Ziffer nach dem „M“ nennt das Quartier, in der die Unterlage gezogen wurde.
Je nach Verwendung der Obstbäume, wird die Unterlage ausgewählt. Für Obsthecken und Spalierbäume kommen schwachwachsende Unterlagen zum Einsatz. Für Streuobstanlagen, wo Halbstamm- und Hochstammformen erwünscht sind, veredelt man auf Sämlinge oder eine Unterlage mit der Bezeichnung „A2“.
„A2“ zeichnet sich durch eine gewisse Frosthärte aus und ist für höhere Lagen geeignet. Der Ertrag setzt in der Regel nach 5 bis 10 Jahren ein. Der Platzbedarf für den ausgewachsenen Baum liegt bei 65 m2.
Sämlingsunterlagen sind ebenfalls sehr frosthart. Der Ertrag liegt etwas unter „A2“ und der der Baum kommt etwas später ins Ertragsstadium. Die Bäume können sehr alt werden (100 Jahre), der Platzbedarf liegt höher als bei „A2“. Bewährte Sämlingsunterlagen stammen von den Sorten „Bitterfelder“ und „Grahams Jubiläum“.
Beide Unterlagen neigen zur Alternanz und stellen keine besonderen Ansprüche an den Boden.
Für Apfelhecken, Spaliere, Spindelbüsche und Kleinbäume in Pflanzgefäßen wird in der Regel die Unterlage „M9“ verwendet. Sie wächst schwach, braucht guten Boden und ist wühlmausgefährdet. Der Platzbedarf beträgt ca. 4 – 5 m2. Weitere Unterlagen für Kleinbäume sind „M27“, die sehr hohe Ansprüche an den Boden, die Nährstoffversorgung und das Klima stellt. Der Paltzbedarf liegt bei ca. 2 – 3 m2. „M26“ braucht etwas mehr Standplatz, etwa 7 m2, dafür kommt sie mit weniger guten Böden zurecht und besitzt eine gewisse Frosthärte.
Will man bei wenig Platzangebot dennoch größere Buschbäume oder Halbstamm, ist „M7“ die richtige Wahl. Geringe Bodenansprüche und feuerbrandrestistenz zeichenen diese Unterlage aus. Der Ertrag setzt etwa im 5. Bis 10 Standjahr ein, der Platzbedarf liegt bei ca. 25 m2. Soviel Platz beansprucht auch die Unterlage „M106“. Sie ist zu empfehlen für Buschformen und Halbstämme bei mittleren Bodenqualitäten. Sie sind besonders gut geeignet für schwach wachsende Edelsorten.
Für leichte Böden in trockenen Regionen mit stärkeren Frösten ist „M111“ sehr gut geeignet. Sie zeichnet sich durch frühe und hohe Erträge aus, aber zweijährig schwankend. Hier muss man mit einem Platzbedarf von 30 – 35 m2 rechnen.
Beim Apfel ist die Verträglichkeit von Unterlage und Edelreis sehr hoch. Anders bei der Birne. Die werden in der Regel auf Quittenunterlagen gepfropft. Häufig verwendete Quittenunterlagen sind „Quitte A“, „BA 29“, oder „Adams“ für Spindel oder Buschbäume, die aber nicht besonders frosthart sind. Auf Sämlingsunterlagen gepfropfte Birnen sind frosthärter und standfester und wüchsiger. Die Fruchtqualität und die Erträge können allerdings schwanken.
Apfelbäume lassen sich sehr gut von Juli bis September durch Pfropfen veredeln. Die Edelreiser in guter Qualität werden direkt vom Spenderbaum geschnitten und auf die Unterlage aufgepropft.