Hygiene im Milchviehstall

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Eine gute Hygiene trägt dazu bei, die Tiergesundheit zu verbessern, den Arzneimitteleinsatz zu senken und so die Wirtschaftlichkeit im Milchviehbetrieb zu steigern.
Grundsätzlich ist eine Keimübertragung durch direkten Kontakt von Tier zu Tier oder Mensch zu Tier durch Sekrete und Exkrete sowie durch sogenannte Vektoren wie Fliegen möglich. Aber auch Erreger, die über die Atemwege ausgeschieden werden, können sich über die Luft neue Opfer suchen. Kritisch ist vor allem der direkte Kontakt zwischen Tiergruppen unterschiedlichen Alters oder unterschiedlicher Risikogruppen wie kranke Kühe, Trockensteher oder kalbende Tiere.

Beim Zukauf aufpassen

Der Besuch von Zuchtschauen oder Versteigerungen ist mit einem hohen Risiko verbunden. Viele Tiere unterschiedlicher Herkunft, die durch den Transport und die ungewohnte Umgebung gestresst sind, kommen auf engem Raum zusammen, was den Austausch unterschiedlichster Infektionen fördert. Dabei geht es nicht nur um Erkrankungen, die von tierseuchenrechtlicher Bedeutung sind, sondern auch um die Übertragung von Chlamydien, Paratuberkulose, Q-Fieber und Flechte. Das Q-Fieber und die Flechte sind auch auf den Menschen übertragbar. Werden die Tiere wieder in den Betrieb eingegliedert, ist eine Quarantäne sinnvoll.
Ebenso kann es beim Tierzukauf durch den Transportstress und bei der Umstallung zu einer erhöhten Erregerausscheidung kommen. Um das Ansteckungsrisiko für die eigene Herde möglichst gering zu halten, sollten die Tiere auf Anzeichen der oben genannten Erkrankungen untersucht werden. Bei zu melkenden Kühen ist es sinnvoll, Milchproben zu untersuchen, um keine Eutererkrankungen in den Betrieb einzuschleppen.

Sauber arbeiten

Für Personen, die mit dem Tier arbeiten, sollte die Hygiene so einfach wie möglich sein. Warmes Wasser, Seife und ein sauberes Handtuch sind genauso wichtig wie die Möglichkeit, die Stiefel gut zu reinigen. Saubere und trockene Stiefel sind der erste Schritt, um eine Übertragung von Infektionen vorzubeugen. Bei Desinfektionsmatten und -wannen ist auf eine ausreichende Konzentration des Desinfektionsmittels und einen regelmäßigen Austausch der Lösung zu achten. Wird bestandseigene Schutzkleidung verwendet, muss diese regelmäßig gewaschen und sauber aufbewahrt werden.

Maßnahmen im Stall

Grundsätzlich sollte der Stall so aufgebaut sein, dass Entmisten, Reinigen und Desinfizieren gut möglich sind. Denn Milchreste, Mist und Futterreste sind für Fliegen und andere Schädlinge ein guter Nährboden. Futter und Mistachsen sollten sich nicht kreuzen. Besonders kritische Bereiche sind:

Abkalbebox Kühe um den Abkalbezeitpunkt sind hochempfänglich für Infektionen. Bei und nach der Geburt können mit dem Fruchtwasser und der Nachgeburt sehr leicht Keime ausgeschieden werden. Gerade bei Boxen mit Matratze ist auf eine ausreichend dicke, täglich neue Einstreuschicht zu achten. Spätestens alle fünf Geburten muss komplett entmistet werden. Eine Nutzung der Abkalbebox als Krankenbox ist nicht sinnvoll. Vor allem Klauenerkrankungen wie die Mortellarosche Erkrankung werden leicht verschleppt. Nach dem Aufstallen kranker Tiere mit Nachgeburtsverhalten oder Totgeburt wird die Box ausgemistet und gereinigt. Bei der Geburtshilfe sind das Tragen von Schutzkleidung und Handschuhen sowie eine gute Handhygiene wichtig, da manche Infektionserreger, wie zum Beispiel das Q-Fieber, besonders stark mit dem Fruchtwasser ausgeschieden und auch auf den Menschen übertragen werden.

Kälberaufstallung Boxen und Iglus, sowie der Boden des Kälberstalles sollten nach jeder Belegung gereinigt und desinfiziert werden. Passende Oberflächen sind hilfreich. Eine vorhandene Drainage lässt Kot, Urin und Milch leicht abfließen.
Tränkeeimer sind nach jeder Mahlzeit gründlich zu säubern und mit der Öffnung nach unten aufzubewahren. Rauhe und spröde Nuckel müssen ausgetauscht werden. Bei Automaten ist eine zweimalige, tägliche Reinigung der Schläuche und der Anmischapparatur sinnvoll. Nuckel sind zumindest nach jedem Gruppenwechsel zu erneuern, Biestmilchreste werden kühl und abgedeckt aufbewahrt.

Melken Die Erregerübertragung vor allem durch Melkzeug von Tier zu Tier sind durch Handschuhe für die Melker, saubere Euter, gute Vorreinigung – vor allem der Zitzenkuppen – und ein Dippen nach dem Melken zu vermeiden.
Einwegmaterialien sollen zwischen den Melkzeiten gut verschlossen aufbewahrt und Eutertücher mindestens bei 60°C gewaschen werden. Risikokühe müssen zum Schluss gemolken werden. Eine Zwischendesinfektion verhindert die Infektion nachfolgender Tiere.

Keime sicher abtöten Während Feuchtigkeit und Nässe das Wachstum und Überleben vieler Keime erleichtern, können Trockenheit, UV-Licht und Hitze viele abtöten. Bei Stalleinrichtung oder Gegenständen ist darauf zu achten, dass zwei getrennte Arbeitsschritte eingehalten werden. Die Reinigung entfernt zuerst gründlich den Schmutz, nach vollständiger Abtrocknung der Gegenstände werden diese dann desinfiziert.

Der Artikel ist eine Zusammenfassung, erstmals erschienen im BLW,
Autorin: Dr. Andrea Rütz, Tierärztin in Münsing, Deutschland

Wissen!
Hygieneregeln
– unterschiedliche Gruppen getrennt aufstallen
– Versorgung der Tiere von jung nach alt
– den Kontakt kranker mit gesunden Tieren vermeiden
– erst die gesunden, dann die kranken Tiere versorgen

Wissen!
Jeder Verbraucher erwartet zu Recht, dass Lebensmittel möglichst naturbelassen produziert werden. Deswegen sind die für Bio-Betriebe zur Verfügung stehenden Reinigungs- und Desinfektionsmittel laut EU-Bio-Verordnung eingeschränkt. Vor einigen Jahren machten QAV-Rückstände in der Milch Schlagzeilen. BIO AUSTRIA geht deswegen bei den Zitzendippmitteln auf Nummer sicher. Substanzen wie Formaldehyd, Chlor, Enzyme, usw. dürfen nicht in den von BIO AUSTRIABetrieben verwendeten Dippmitteln enthalten sein. Ausnahme: Der Tierarzt verschreibt das Dippmittel.
So garantieren BIO AUSTRIABauern auch zukünftig die hochwertige Qualität ihrer Milchprodukte.
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Bei der Verwendung von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln sowie von Dippmitteln achten Sie auf die im aktuellen Betriebsmittelkatalog gelisteten Produkte. Informationen erhalten Sie bei Ihrem Bio-Berater oder auch online auf www.infoXgen.at