Kartoffelbau: Schäden durch Drahtwurm
Drahtwürmer verursachen große Schäden bei Kartoffeln. Bei der Regulierung dieser Schädlinge kann die Bodenbearbeitung entscheidend sein.Nach dem Jahr 2017 mit einem etwas geringeren Drahtwurmaufkommen war der Befall in der heurigen Saison wieder sehr hoch.
2018 waren mit Attracap und Velifer zwei Pilzpräparate auch für den Bio-Landbau per Notfallgenehmigung zugelassen. Das Prinzip dieser Mittel beruht darauf, dass Pilzsporen beim Legen in den Boden eingebracht werden. Diese Sporen sollen sich vermehren, Drahtwürmer befallen und in Folge abtöten. Ob sie gewirkt haben, ist noch schwer zu sagen. Besonders im Trockengebiet ist es nicht einfach, diese Pilze im Boden zu etablieren. Hier müssen noch Versuchsergebnisse abgewartet werden, um zuverlässige Aussagen treffen zu können.
Umso wichtiger ist es, auch indirekte Regulierungsmechanismen zu beachten und zu nutzen. Die Bodenbearbeitung hat in diesem Zusammenhang einen wesentlichen Stellenwert.
Im Kartoffelanbau befindet man sich hierbei rasch im Spannungsfeld zwischen Humusmanagement und Erosionsschutz auf der einen und Drahtwurmbekämpfung auf der anderen Seite.
Lebenszyklus beachten
Als Drahtwürmer werden die Larven verschiedener Schnellkäfer bezeichnet, die je nach Art zwei bis fünf Jahre im Boden leben. Feuchtigkeit und Temperatur sind ausschlaggebend für das Auftreten und das Ausmaß des Schadens durch die Larven. Trotz mittlerweile jahrzehntelanger internationaler Forschung weiß man insgesamt noch verhältnismäßig wenig über die genaue Lebensweise der Schnellkäfer und Drahtwürmer. In Österreich gibt es nach aktuellen Erkenntnissen fünf bis sechs verschiedene Drahtwurmarten, die Erdäpfel schädigen. Sie haben verschiedene Lebenszyklen und kommen in unterschiedlichen Gebieten vor. So findet man beispielsweise im Weinviertel andere Arten als im Waldviertel oder im Westen Österreichs. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensweise kann von gewissen Entwicklungsphasen im Jahresverlauf ausgegangen werden, die nach derzeitigem Wissensstand bei allen Arten ähnlich sind. Dort können Bekämpfungsstrategien angesetzt werden.
Die Eiablage findet von Ende April bis Anfang August bodennah in begrünten Beständen statt. Die Larven schlüpfen bis in den späten August hinein. Die ausgewachsenen Drahtwürmer sind recht robust. Es muss daher versucht werden, bereits das Eigelege oder die frisch geschlüpften Junglarven zu zerstören.
Boden oberflächlich bearbeiten
In der Zeitspanne der Eiablage kann man mit Bodenbearbeitung am meisten gegen das Ausbreiten von Drahtwurmpopulationen ausrichten. Dabei reicht es nicht, lediglich im Jahr vor dem Kartoffelanbau Maßnahmen zu setzen. Da jedes Jahr neue Larven und Käfer entstehen können, muss über die gesamte Fruchtfolge eine zielgerichtete Bekämpfung erfolgen. Bei Feldern mit sehr hohem Drahtwurmrisiko ist zu überlegen, ob frühe Begrünungen zielführend sind.
Entscheidend für den Erfolg ist eine Abtrocknung des Oberbodens, um die Eier und Junglarven auszutrocknen. Es muss dazu nicht sehr tief gearbeitet werden, in der Regel reichen die oberen 5 bis 10 cm. Die Stoppelbearbeitung hat in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung. Wenn Ausfallgetreide aufwächst, werden einerseits die Eier gerne in dessen Schatten abgelegt, andererseits werden Drahtwurmlarven durch die CO2-Ausscheidung beim Wurzelwachstum angelockt und befinden sich daher eher in den oberen Schichten. Die Bearbeitung sollte bei möglichst trockenen Bedingungen durchgeführt und nach Abtrocknung des Oberbodens wiederholt werden. Bei entsprechenden Witterungsbedingungen sollten diese oberflächlichen Bearbeitungen zwei- bis viermal jährlich erfolgen und das möglichst jedes Jahr in der Fruchtfolge.
Gut kontrollieren Kurz vor der Ernte sind die Bestände besonders gefährdet. Im Jahresverlauf haben die Drahtwürmer mehrere fraßaktive Phasen. Im September und Oktober sind sie besonders aktiv. Der Zeitpunkt kurz vor der Ernte ist daher entscheidend für den Befall des Erntegutes. Oftmals erfolgt die Schädigung durch Drahtwürmer innerhalb weniger Tage. In diesem Zeitraum sollte daher ständig kontrolliert werden, um gegebenenfalls früher zu ernten. Risikofelder sollten generell zuerst gerodet werden.
Kompromisse finden
Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen gegen Drahtwürmer sind langwierig. Es geht dabei darum, Populationen an der Ausbreitung zu hindern. Ein möglicher Erfolg stellt sich erst im Laufe der Jahre ein. Es ist entscheidend, durch entsprechende Maßnahmen die Vermehrung der Drahtwürmer so gut es geht zu verhindern.
Der Umgang mit dem Drahtwurm zeigt, dass man in der Landwirtschaft oft Kompromisse zwischen verschiedenen Zielsetzungen finden muss. Maßnahmen, die Bodenschutz und Bodenleben fördern, unterstützen meist auch die Entwicklung des Drahtwurms.
Autorin:
DI Anita Kamptner, LK Niederösterreich
Die Interessengemeinschaft Erdäpfelbau (IGE) hat Drahtwurm-Fragebögen erstellt, um die Situation auf den Betrieben zu erfassen. Es ist auch eine Version für Bio-Betriebe erhältlich.
Zum Download auf www.erdaepfelbau.at
Wissen!
Arten in Österreich
Es gibt mehrere Arten von Drahtwürmern, die Schäden verursachen. Agriotes obscurus, A. sputator und A. lineatus sind in Österreich vorwiegend in kühleren Regionen zu finden. In wärmeren Gebieten wie dem Weinviertel treten vor allem A. ustulatus und A. obscurus auf.
Quelle: AGES, Katharina Wecheslberger