Klauen regelmäßig pflegen!
Am Bio-Milchviehbetrieb von Elisabeth und Bernhard Aschauer wird auf die Klauen besonders geachtet. Das hat positive Auswirkungen für Tier und Mensch.
Vor zwei Jahren haben Elisabeth und Bernhard Aschauer den Hof „Bauer in Reith“ in Reichraming in Oberösterreich mit 20 Kühen und Nachzucht von Elisabeths Eltern übernommen. Schon der Vater hat sich der Klauenpflege angenommen. Bernhard bringt als Quereinsteiger in die Landwirtschaft die Erfahrung aus seinem außerlandwirtschaftlichen Berufsleben ein, die lautet: „Wenn ich etwas nicht genau weiß und kann, hol ich mir einen Spezialisten.“ Den haben sie im Tierarzt Michael Hulek gefunden. Seit er das erste Mal am Betrieb war, hat sich dort einiges geändert. Wenn die Kühe in den Melkstand gehen, wird „ihr Bett gemacht“, zweimal pro Tag mehr Stroh als zuvor eingestreut, vor allem über den Kanten der Liegeboxen. „Das fördert auch die Eutergesundheit und die Tiere sind sauberer“, erklärt Bernhard. „Der Entmistungsschieber ist öfters im Einsatz, denn wenn die Kühe im Dreck stehen, verhält es sich mit den Klauen wie mit den Nägeln der Menschen in der Badewanne, sie werden weich. Keime können besser eindringen oder ein Stein kann beim Austreiben leichter eingetreten werden. Das merkt man oft nicht sofort, aber im Laufe der Zeit entzündet sich die Klaue, die Tiere fressen weniger, gehen nicht oft genug zu den Tränken und letztlich sinkt die Milchleistung – auch wenn das Klauenproblem noch nicht offensichtlich ist. Vier bis fünf Liter weniger Milch pro Tag summieren sich im Laufe der Laktationsperiode“, erklärt der Biobauer.
Matten für den Triebweg
Trotz arrondierter Weideflächen müssen die Tiere, wenn sie vom Betonboden des Stalles kommen, eine nicht asphaltierte Forststraße überqueren, deren Schotter die Gefahr birgt, sich Steine einzutreten. Dafür gibt es eine wirksame und günstige Lösung. Auf den Triebweg werden Fußmatten aus dem Baumarkt gelegt, sie sind zu einem Preis zwischen 17 und 18 Euro pro Stück erhältlich und sind damit günstiger als die eigens für die Landwirtschaftsbereich angebotenen. Sie verbleiben die gesamte Weidesaison auf dem Triebweg und sind auch jederzeit mit dem Traktor oder Auto befahrbar.
Regelmäßig kontrollieren
„Wichtig ist“, betont Bernhard, „dass man regelmäßig eine Klauenpflege durchführt, auf keinen Fall zu lange damit wartet. Man geht ja auch regelmäßig zum Zahnarzt. Mit dem praktischen Klauenpflegestand von Michael Hulek, in dem sich die Tiere selbst fangen, ist eine Kuh in fünf bis zwölf Minuten fertig korrigiert. Das rechnet sich auch wirtschaftlich, denn das, was ich vorbeugend für alle Kühe ausgebe, würde ich auch für eine kranke Kuh an Tierarztkosten ausgeben müssen. Auch ist oft die Sicht von außen und die Meinung eines Tierarztes interessant. Wir freuen uns immer, wenn Michael Hulek kommt, da gibt es viel zu besprechen.“ Elisabeth und Bernhard beobachten ihre Tiere gut, täglich wird im 4er-Tandem-Melkstand ganz selbstverständlich auf die Klauen geachtet.
Den Aschauers ist das Tierwohl sehr wichtig, denn wenn es den Kühen gut geht, dann sind sie auch widerstandsfähiger gegen Krankheiten. In der Eigenbestandsbesamung wird bei der Stierauswahl Wert auf Fitness und Eutergesundheit gelegt. Ziel sind hornlose Zuchtlinien, die zu ihrem Bio-Betrieb passen. Neben Fleckvieh werden auch Jerseykühe gehalten. Deren schwarze Klauen sind um einiges robuster als die hellen des Fleckviehs. Im Stalldurchschnitt werden 8000 Liter Milch erreicht. Die Heumilch wird an die Käserei Schlierbach geliefert. „Wir wollen als Bio-Betrieb auch unsere Werte nach außen und zu den Konsumenten transportieren, dazu gehören neben der Weide auch Tiere, die nicht lahmen“, betont Elisabeth Aschauer.
Autorin: DI Regina Daghofer, BIO AUSTRIA
Dr. Michael Hulek, Tierarzt und Spezialist für Klauenerkrankungen, meint:
„Die Klauengesundheit ist die Hauptvoraussetzung für eine optimale Trockenmasseaufnahme und Milch aus Grundfutter zu produzieren, ist vor allem am Bio-Betrieb wichtig. Ein Zuviel an Kraftfutter ist ein Faktor für Klauenrehe. Bei Futterumstellung zu Weidebeginn ist auf einen fließenden Übergang zu achten. Zudem ist Klauengesundheit wichtig für die Fruchtbarkeit. Lahme Tiere nehmen im Schnitt vier Wochen später auf. Mangelnde Hygiene und geschädigte Klauen machen anfällig für Mortellaro.
Systematische Klauenpflege ist auch ein wirtschaftlicher Faktor, denn im Krankheitsfall ist mit 300 Euro pro Kuh zu rechnen. Überlängen bei den Klauen sind heute im Laufstall meist kein Problem mehr, dafür die Belastungsverhältnisse.
Hier ist der Winkel der Zwischenklauenspalte und der Hinterfüße zueinander zu beachten, je größer der Winkel desto schlechter. Mit den Vorderfüßen soll die Kuh parallel stehen, keinesfalls überkreuzt. Wenn beim Stehen und später dann auch beim Gehen der Rücken gekrümmt wird, ist rascher Handlungsbedarf gegeben. Ein fixer Termin, an dem man selbst die ganzen Herde im Abstand von vier bis sechs Wochen, eventuell auch mithilfe der von mir für BIO AUSTRIA entwickelten Klauenkarte beobachtet, ist zu empfehlen. Pflichttermine für die Klauenpflege sind bei der Milchkuh sechs bis acht Wochen vor dem Abkalben, um perfekt in die Laktation zu gehen. Bei der Mutterkuh sind es das Ende der Weidesaison, um Steine und zu große Ballen zu entfernen. Bei Kalbinnen kann durch Klauenkorrektur die Fußstellung dauerhaft verbessert werden. Zudem kann Bestandsklauenpflege eine gute Rückmeldung über Fehler im Management der Herde sein. Denn die Kühe sollen sich wohl fühlen und deren Leistung passen, eine Win-win-Situation für die Kuh und die Bauern.
BIO AUSTRIA Klauenkarte:
www.bio-austria.at/d/bauern/klauenkarte/
Fachfilm zur Klauenpflege: