Klimawandel und Beregnung
Hitzeperioden und Dürreschäden nehmen zu, Beregnungsanlagen können Abhilfe schaffen. Was vor einer Investition zu beachten ist, erklärt Paul Weiss, Biobauer aus Lassee, der langjährige Erfahrungen mit Bewässerungstechniken hat.
Ohne Zweifel zählen die letzten zehn Jahre zu den wärmsten in der seit 1770 geführten Messreihe und 2018 war überhaupt das wärmste Jahr der Messgeschichte. Wärme in Kombination mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen wie 2003, 2012, 2015, 2017 und 2018 führt zu Dürre und teilweise zu erheblichen Ertragsausfällen. Über die traditionellen Beregnungsgebiete im pannonischen Raum hinaus werden auch in anderen Regionen Österreichs zunehmend Überlegungen angestellt, Niederschlagsdefizite durch künstliche Beregnung auszugleichen.
Dabei sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
Genug Wasser?
Zunächst ist die Wasserverfügbarkeit zu prüfen.
o Woher bekomme ich mein Beregnungswasser? Möglich sind Brunnen, Quellfassungen, Oberflächengewässer, Rückstaubecken sowie Ringleitungen. Des Weiteren ist zu prüfen, ob dafür auch ein Wasserrecht zu bekommen ist.
o Wie hoch ist deren Ergiebigkeit? Je nach Beregnungssystem benötigt man Mindestschüttmengen von 15 m³/h (Tropfberegnung), 30 m³/h bei Schlauchregnern mit kleiner Düse und 40 m³/h bei Flügelleitungen mit 20 Einzelregnern. Wirklich effizient ist die Beregnung mit Schlauchregnern und Flügelleitungen in der Regel erst bei einer Wasserverfügbarkeit von 70 bis 140 m³/h.
o Wann steht mir diese Menge zur Verfügung? Besteht diese Verfügbarkeit ganzjährig oder nur in limitierter Höhe (pro Tag, Woche, Monat).
o Wie hoch sind die Wasserkosten? Grundwasser ist in Österreich in der Regel kostenlos, für Wasserentnahmen aus Oberflächengewässern und Ringleitungen sind Wasserkosten einzuplanen.
Die passende Technik
In Abhängigkeit von Geländeneigung, Beregnungsbedarf der zu beregnenden Kulturen, verfügbarer Ergiebigkeit der Wasserquelle, der gewählten Pumptechnik, der personellen Ressourcen am Betrieb und des vorhandenen Investitionsrahmens, kann zwischen folgenden Beregnungssystemen gewählt werden:
o Beregnung mit Kleinregnern: mit Kosten von 250 Euro pro Regnereinheit (das sind 2 Stück 9 m Alurohre mit Regnerstativ und Regner) ist zu rechnen; 28 Einheiten pro Hektar werden benötigt; der Mindestbetriebsdruck liegt bei 4 bar; Frostberegnung ist möglich; hoher Handarbeitsbedarf beim Verlegen/Umtragen der Leitungen.
o Schlauchberegnungsmaschinen: VT – geringer Handarbeitsbedarf, sehr flexibel und hohe Flächenleistungen möglich; NT – hohe Investitionskosten (rund 40.000 Euro); windanfällig; benötigen hohen Betriebsdruck von 8 bis 10 bar.
o Center Pivot Systeme: VT – geringer Arbeitsbedarf und gute Wasserverteilung; geringer Betriebsdruck (2 bis 3 bar); NT – erst auf Einzelflächen ab 20 ha einsetzbar, hoher Investitionsbedarf.
o Tropfbewässerungen: VT – windunabhängig, wassersparend und bodenschonend; geringer Betriebsdruck (1 bis 4 bar); werden vor allem in Dauerkulturen eingesetzt; NT – hohe jährliche Investitionskosten in Ackerkulturen; Plastikmüllproblematik.
Wirtschaftliche Fragen
Ertragssicherheit und Qualitätsverbesserungen wie bessere Sortierung, bessere Befruchtung, höhere Fett- und Proteingehalte führen zu Erlössteigerungen. Dem stehen Investitions-, Betriebs- und Arbeitskosten (Beregnungstage sind häufig Tage mit 16 Arbeitsstunden) gegenüber. Erfahrungsgemäß verändert die Beregnungsmöglichkeit auch die Fruchtfolge und Bewirtschaftungsintensität der Betriebe, sodass die Wirtschaftlichkeit von Beregnungsinvestitionen – auch in Abhängigkeit der Wasserverfügbarkeit – in jedem Einzelfall zu prüfen ist.
Jedenfalls sollte auch überprüft werden, ob bereits alle sonstigen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel am Betrieb umgesetzt werden. Dazu gehören:
• Erhöhung der Wasserspeicherfähigkeit der Böden durch Humusaufbau
• Maßnahmen zur Verdunstungsreduktion durch Hecken und Windschutzanlagen
• Fruchtfolgeumstellungen
• Anlage von Biodiversitätsflächen
Denn es ist zu beachten, dass der Klimawandel nicht nur höhere Temperaturen und mehr Verdunstung mit sich bringt, sondern auch mehr Starkregenereignisse und zunehmenden Schädlingsbefall, deren negative Auswirkungen nicht durch Beregnung beseitigt werden können.
Kosten senken
Die Elektrifizierung und Druckverrohrung sind Möglichkeiten, um die Kosten der Beregnung zu senken. In den traditionellen Beregnungsgebieten finden derzeit umfangreiche Investitionen in die Elektrifizierung von Feldbrunnen und die Verlegung von Druckverrohrungen von diesen Brunnen zu den Entnahmepunkten auf den einzelnen Beregnungsflächen statt. Dadurch können die variablen Pumpkosten um zwei Drittel reduziert werden, der tägliche Arbeitsaufwand sinkt ebenfalls beträchtlich, die Ökobilanz wird durch den Wegfall der fossilen Antriebsenergie deutlich verbessert. Wer neu in die Beregnung einsteigt, sollte daher von Anfang an auf elektrische Pumptechnik und Druckverrohrung setzen.
Elektrifizierung Ziel ist der Ersatz von Dieselaggregaten (70 bis 120 PS mit einem Dieselbedarf von 7 bis 11 Liter/Stunde und und daraus resultierenden Dieselkosten von 8 bis 12 Euro/Stunde) durch elektrisch angetriebene Pumpen (mit 18 bis 30 kW und Stromkosten von 2 bis 4 Euro/Stunde). Um diesen Kostenvorteil nutzen zu können, benötigt man allerdings eine entsprechende leitungstechnische Infrastruktur bis zum Brunnen beziehungsweise Oberflächengewässer wie unterirdisch verlegte Hochspannungsleitungen, Trafostationen, Niederspannungsleitungen und Pumpensteuerungskästen, die je nach Anschlussdichte im Bereich rund um einen Trafo (ca. 300 ha) zwischen 1.500 und 2.500 Euro pro Hektar kostet.
Es gibt Fördermöglichkeiten. In Niederösterreich zum Beispiel für Gemeinschaftsprojekte (mindestens drei landwirtschaftliche Betriebe müssen sich in Form einer Genossenschaft, GesmbH oder Arge zusammenschließen) gibt es derzeit eine Förderung in der Höhe von 50 Prozent der anerkannten, saldierten Kosten, die Einreichung erfolgt über das Amt der Niederösterreichischen Landesregierung.
Druckverrohrung Die Druckverrohrung ermöglicht die Versorgung mehrerer Felder aus einem Brunnen, verteilt die Investitionskosten der Elektrifizierung auf eine größere Fläche und reduziert den Arbeitsaufwand – vor allem bei der Verwendung von Schlauchregnern – deutlich. Dabei werden Hydranten im Abstand von 20 bis 70 m installiert, die mit PVC-Rohren (mit einem Durchmesser von 120 bis 180 mm) unterirdisch verbunden werden. Die Verlegetiefe liegt zumeist bei rund 120 cm. Je nach Anzahl der Hydranten (diese kosten inklusive Kieselschüttung, Betonring und Deckel rund 230 Euro pro Stück) kostet die Errichtung einer Druckverrohrung rund 15 bis 30 Euro pro Laufmeter.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass mit Beregnung einigen negativen Auswirkungen des Klimawandels begegnet werden kann. Allerdings nur in Verbindung mit Humusaufbau, der Anlage von zusätzlichen Hecken und Windschutzstreifen in Offenlandschaften sowie der Anlage von Biodiversitätsflächen in Biotopverbundsystemen, um die nachhaltige ökonomische und ökologische Sicherung von Betrieben zu gewährleisten.
Autor:
DI Paul Weiss Biobauer in Lassee in Niederösterreich