Milch von der Amme

Foto: © BIO AUSTRIA

Ammenkuhhaltung ist eine wenig bekannte Alternative zur herkömmlichen Kälberaufzucht. Stefan und Christa Hofer praktizieren diese mit Erfolg.

Ersten Platz beim BIO AUSTRIA Fuchs an 2 Betriebe

Familie Hofer wurde – wie auch der Bio-Betrieb Öschlberger aus Seekirchen – mit dem ersten Platz beim BIO AUSTRIAFuchs ausgezeichnet.

Seit vier Jahren werden am Bio-Betrieb von Christa und Stefan Hofer in Auberg im Bezirk Rohrbach die Kälber mit Ammenkühen aufgezogen. Seither sind von den 30 Milchkühen je nach Bedarf bis zu acht Kühe als Ammenkühe im Einsatz. „Das Um und Auf bei dieser Form der Kälberaufzucht ist die intensive Kontrolle und Beobachtung der Tiere“, erklärt Stefan Hofer. Die Milchkühe kalben saisonal von Jänner bis März ab. In der Zeit, wo mehr Kontrolle notwendig ist, sind sie noch im Stall und können gut beobachtet werden. Im Sommer kommt dann eine schon eingespielte Ammenkuhgruppe auf die Kurzrasenweide. Der Arbeitsaufwand konzentriert sich also rund um die Abkalbezeit.

Anfangs oft kontrollieren

Bereits beim Abkalben wird auf besondere Hygiene geachtet. Das Kalb erhält die Biestmilch von der eigenen Mutter und bleibt so lange bei ihr in der Abkalbebox, bis es richtig trinken kann. Danach wird es in die Ammenkuhgruppe eingegliedert. Jede Ammenkuh zieht zwei bis drei Kälber auf. Am Anfang ist die tägliche Gewichtskontrolle besonders wichtig. „Im Durchschnitt der letzten drei Jahre hatten wir eine Tageszunahme von 0,85 Kilo pro Kalb. Normalerweise pendelt sich das regelmäßige Wiegen bei mindestens einmal pro Woche ein. Für die Kälber wird es schnell zur Routine. Wenn ein Kalb weniger als 0,65 Kilo zunimmt, wird sofort reagiert,“ erläutert der Biobauer. Folgende Eventualitäten müssen dann genauer unter die Lupe genommen werden: Die größeren Kälber trinken bei der Amme der kleineren. In diesem Fall sind zu wenige Ammenkühe in der Gruppe. Hat eine Kuh ein zu pralles Euter, sollte sie gegen eine geeignetere Ammenkuh aus der Milchkuhgruppe ersetzt werden.

Ruhezonen einrichten

Im Ammenkuhabteil stehen den Kühen acht Liegeboxen zur Verfügung. Die Kälber finden am Strohgang einen geschützten und ruhigen Platz zum Liegen. Sie können aber auch durch den Kälberschlupf in einen eigenen Rückzugsbereich. Dort wird ihnen Heu in bester Qualität ad libitum angeboten. Die Kälber lernen von den Ammenkühen schon früh Heu zu fressen.

Grasend heranwachsen

Im Sommer sind die Ammenkühe mit ihren Kälbern auf der Kurzrasenweide. Sie haben von dort aus jederzeit die Möglichkeit den schützenden Stall aufzusuchen. Zugefüttert wird in dieser Zeit nichts, auch kein Kraftfutter. Im Laufe des Sommer werden die Ammenkühe wieder in die Milchviehherde eingegliedert, damit reduziert sich schrittweise das Milchangebot für die Kälber und sie wachsen zu guten Fressern heran.
„Bewährt hat sich die Ammenkuhhaltung auch, weil die Kühe die Herde führen. Die Kälber entwickeln ein gutes Sozialverhalten, das sich später positiv auf die Milchviehherde auswirkt“, sind Christa und Stefan überzeugt. Aus ökonomischer als auch aus tiergesundheitlicher Sicht bestätigt der Erfolg die Entscheidung vor vier Jahren.

DI Veronika Edler, BIO AUSTRIA

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