Mit Sauerkraut im Glas erfolgreich

© AMTirol/M. Krapf

Auf dem Rietzerhof, wo sich seit der Hofübernahme durch Barbara und Florian Tauferer alles um Gemüse und Getreide dreht, herrscht eine Atmosphäre der Innovation und Kreativität. Der große Erfolg ihrer Bemühungen ist ein traditionelles Produkt in neuer Verpackung – das Sauerkraut im Glas.

Barbara und Florian Tauferer aus Telfs, knapp 30 Kilometer westlich von der Tiroler Hauptstadt Innsbruck gelegen, sind leidenschaftliche Biobauern und verfolgen mit Begeisterung ihr Ziel: die Lebensmittelproduktion zurück ins Dorf zu holen.
Die Reise des Sauerkrauts vom Hof in die Regale großer Supermärkte ist eine Geschichte von Mut, Erfindergeist und unermüdlichem Engagement. Anfangs nur in der Direktvermarktung angeboten, wurde das Produkt schnell zum Erfolg.

Von der Idee zum Produkt

„Wir haben immer ausprobiert und Produkte getestet, die wir selbst gerne hätten“, erzählt Florian, „Sauerkraut war von Anfang an unser Ziel, deshalb bauten wir Kraut an.“ Die Mühe hat sich gelohnt. Mit viel Engagement machten sich Barbara und Florian an die Produktentwicklung. Die größte Herausforderung war es, die Produktion des Sauerkrauts so zu perfektionieren, dass sie nicht nur die benötigte Menge liefern konnten, sondern das auch zu einem konkurrenzfähigen Preis. Dafür mussten passende Maschinen gekauft oder sogar eigens erfunden werden. Ein Bohrer wurde zum Beispiel zum Strunkentferner umgebaut, große Edelstahlbehälter mit Gärspund selbst geschweißt und ein Krautkopfschneider gekauft.

Weiter ging es mit der nächsten Herausforderung: Haltbarmachung und Verpackung. Sauerkraut findet man im Handel meistens nur in Plastikverpackungen. Barbara und Florian wollten einen anderen Weg gehen – nachhaltig und innovativ. Das Ergebnis: Sauerkraut im Glas. „Wir mussten herausfinden, wie weit wir das Sauerkraut erhitzen müssen und wie lange, damit es haltbar ist. Das war ein längeres Herumexperimentieren“, erinnert sich Florian. Die Abfüllung erfolgt bis heute per Hand, weil passende Maschinen noch nicht zu finden sind.

Schritt in den Einzelhandel

Der nächste große Schritt war der Einstieg in den Lebensmitteleinzelhandel. Florian rechnete mit Herausforderungen in den Handel zu kommen, doch diese erwiesen sich als unbegründet. In Zusammenarbeit mit dem Agrarmarketing Tirol unter der Marke „Qualität Tirol“ fand das Sauerkraut seinen Weg in die Spar-Regale. Parallel dazu wird es unter der Eigenmarke „Gutes vom Rietzerhof“ bei Billa und Billa+ angeboten. „Der Einstieg in den Einzelhandel war unkompliziert, da unsere Produkte ausschließlich im Regionalregal zu finden sind“, berichtet Florian. So wurden ein Einkauf und eine landesweite Listung hinfällig.

Weitere Produkte entwickelt

„Das Sauerkraut hat uns im ersten Jahr ermöglicht, dass wir in den Vollerwerb gehen konnten“, sagt Florian. Mit dem Erfolg des Sauerkrauts konnten sie sich voll und ganz auf die Landwirtschaft konzentrieren. Doch die Reise ist noch nicht zu Ende.
Durch den Bodenpraktiker-Lehrgang hat Florian ein besonderes Augenmerk auf die Qualität des Bodens gelegt und neben Kraut auch Rote Rüben, Karotten, Zwiebeln und Knoblauch angebaut. Mit diesen konnten nach dem Erfolg des Sauerkrauts weitere Produkte in den Handel kommen. Unter der Marke „Qualität Tirol“ gibt es mittlerweile auch Apfel-Rohnen-Saft und Rote-Rüben-Salat im Spar. Im Billa und Billa+ finden sich unter der Eigenmarke „Gutes vom Rietzerhof“ neben dem Sauerkraut und Rote-Rüben-Salat auch Mehlprodukte, Karotten-Salat und Zucchiniketchup.

Nicht stehen bleiben

Florian und Barbara haben den Schritt in den Vollerwerb nie bereut, doch die Direktvermarktung stellt aktuell auch sie vor Herausforderungen. Die Inflations-Entwicklungen und mediale Darstellungen erschweren es ihnen, die Umsätze zu halten und es wird immer schwieriger, Kunden in den Hofladen zu locken.
Nichtsdestotrotz bleiben die beiden optimistisch und planen schon ihren nächsten Schritt am Hof: Anbau von Körnerleguminosen wie Linsen und Buschbohnen, um die Fruchtfolge und das Sortiment zu erweitern. Da sich der Verkauf von Trockenwaren aufgrund des großen Angebots als schwierig erweist, überlegen sie zukünftig daraus Convenience-Produkte herzustellen.

Der Rietzerhof ist ein gutes Beispiel, wie traditionelle Landwirtschaft mit innovativen Ideen kombiniert werden kann. Mit ihrem Sauerkraut im Glas haben Barbara und Florian nicht nur ein gewinnbringendes Produkt geschaffen, sondern auch bewiesen, dass Mut und Erfindergeist in der Landwirtschaft zum Erfolg führen können.

Autorin: Klarissa Koch, BIO AUSTRIA Tirol

Der Artikel erschien in der BIO AUSTRIA Fachzeitung, Ausgabe August 2024 zum Thema „Innovativer Bio-Landbau“.

www.gutesvomrietzerhof.at