Neue Ära bei BIO AUSTRIA OÖ: Magdalena Barth übernimmt als Obfrau das Steuer

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Die Jahreshauptversammlung von BIO AUSTRIA OÖ am 10. April 2024 läutete mit der Wahl eines frischen, tatkräftigen Vorstandsteams eine neue Ära ein. An die Spitze des Verbands tritt mit Magdalena Barth eine junge und dynamische Biobäuerin aus dem Bezirk Braunau.

Magdalena Barth wurde einstimmig zur neuen Obfrau des Landesverbands gewählt. Sie übernahm die Agenden von Hannes Liebl, der dem Verein in den vergangen drei Jahren engagiert vorstand und schon zuvor viele Jahre im Vorstand aktiv war. Gemeinsam mit ihren Eltern betreibt Magdalena Barth einen Bio-Milchviehbetrieb in Munderfing, Bezirk Braunau. Auf 42 Hektar Fläche bewirtschaftet Familie Barth vor allem Grünland und 11 Hektar Ackerfläche, auf der neben Futter- auch Speisegetreide wie Dinkel und Roggen angebaut wird. Mit 180 Legehennen und 37 Milchkühen ist ihr Betrieb ein lebendiges Beispiel für nachhaltige Bio-Landwirtschaft. Als studierte Philosophin und Germanistin vereint Magdalena Barth praktische Erfahrung mit einem klaren Blick für die Zukunft der Bio-Landwirtschaft. Gemeinsam mit dem sechsköpfigen Vorstandsteam wird sie in den kommenden drei Jahren die Geschicke des Landesverbands lenken und sich mit Kompetenz und Engagement für die Bio-Landwirtschaft einsetzen.

BIO AUSTRIA: Magdalena, was bewegt eine junge Frau wie dich, sich als Obfrau für den Verband zu engagieren? Welche Ziele und Motivationen treiben dich an?

Magdalena Barth: Ich beobachte derzeit wie viele landwirtschaftliche Betriebe für immer ihre Hoftore schließen und dem Strukturwandel zum Opfer fallen. Auch im Bio-Bereich. Diese Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, gute Perspektiven für junge Menschen und künftige Betriebsnachfolger:innen auf landwirtschaftlichen Betrieben zu schaffen. Das hat mich bestärkt auch selbst aktiv zu werden und Verantwortung am elterlichen Betrieb und darüber hinaus im Verband BIO AUSTRIA zu übernehmen.

Obwohl mich mein Studium eigentlich in eine andere Richtung lenkte, war mir schon seit Jahren bewusst, dass ich meine Zukunft in der Landwirtschaft sehe, ja, dass ich Biobäuerin werden möchte. Für mich gibt es keine Arbeit, die mich mehr herausfordert, mich mehr an meine Grenzen bringt und zugleich aber so erfüllend und sinnstiftend ist. Wir alle tragen auf unseren Höfen Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft – und die hört für mich weder bei der eigenen Stalltüre noch an der Grundgrenze auf. Diese Verantwortung möchte ich am eigenen Betrieb und im Verband wahrnehmen um gemeinsam eine positive Zukunft für die biologische Landwirtschaft zu gestalten.

BIO AUSTRIA: Welchen Wert haben Verbände wie BIO AUSTRIA für die Bio-Landwirtschaft?

Magdalena Barth: Verbände wie BIO AUSTRIA haben einen immensen Wert und Nutzen. Ohne BIO AUSTRIA gäbe es in Österreich kaum eine Interessensvertretung für die Bio-Landwirtschaft. Wir sind nahezu in allen agrarpolitisch relevanten Gremien vertreten und bundesweit sowie auf europäischer Ebene vernetzt. Wer würde diese Aufgaben sonst übernehmen? Neben dem umfassenden Beratungs- und Weiterbildungsangebot für die Mitglieder, ist gerade auch die Bewusstseinsbildung bei Konsument:innen für die Bio-Landwirtschaft zentral. Bio schützt das Klima und die Bio-Landwirtschaft schafft Biodiversität – wesentliche Leistungen für Umwelt und Gesellschaft. Andere stellen hier erst die Fragen, wir Biobäuerinnen und Biobauern liefern bereits jetzt die Antworten. Darüber werden wir künftig noch viel mehr sprechen.

BIO AUSTRIA: Nun etwas konkreter: Wie siehst du die die aktuellen Rahmenbedingungen für die Bio-Betriebe und wo braucht es hier aus deiner Sicht Verbesserungen?

Magdalena Barth: Die aktuellen Rahmenbedingungen für Bio-Betriebe sind nicht ideal, das muss man so deutlich sagen. Zum einen bietet die Bio-Maßnahme im neuen ÖPUL kaum einen Anreiz, umzustellen, zum anderen lässt sie selbst jene Bäuerinnen und Bauern, die von der biologischen Landwirtschaft überzeugt sind, unzufrieden zurück. Obwohl ich mir sicher bin, dass es eine persönliche Überzeugung für die Wirtschaftsweise braucht, reicht es nicht, sich aus politischer Perspektive auf diese zu verlassen und sich darauf auszuruhen. Wenn allein 2023 knapp 1000 Betriebe aus Bio aussteigen, läuten bei mir die Alarmglocken! Wir brauchen echte Wertschätzung unserer Arbeit, für die Leistungen, die wir für die Umwelt, das Wohl der Tiere und die Gesellschaft als Ganzes erbringen – Wertschätzung, die sich auch auf das Einkommen auswirkt.

BIO AUSTRIA: Was braucht es aus deiner Sicht um die Rahmenbedingungen für die Bio-Landwirtschaft zu verbessern? In welchen Bereichen können Impulse gesetzt werden?

Magdalena Barth: Neben den dringend notwendigen Impulsen aus der Agrarpolitik – Stichwort ÖPUL, wie bereits angesprochen – braucht es ganz besonders auch Antworten im Hinblick auf die zunehmende Bürokratie. Es ist die Summe an Anforderungen aus dem ÖPUL, der EU-Bio-Verordnung und der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die den Bio-Betrieben zunehmend über den Kopf wächst und zu Unmut führt. Hier braucht es Vereinfachungen um den Einstieg und das Wirtschaften in der Bio-Landwirtschaft wieder attraktiv zu machen.

Wichtig wird es zudem sein, neue Bio-Absatzmärkte zu erschließen. Insbesondere im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung liegt viel Potential. BIO AUSTRIA ist an diesem Thema dran. Wir setzen uns dafür ein, die Bio-Anteile in der Gemeinschaftsverpflegung zu steigern und dass der NABE-Aktionsplan (Aktionsplan für nachhaltige öffentliche Beschaffung) nun endlich verbindlich umgesetzt wird. Dieser sieht vor, dass ab 2025 30 Prozent der Lebensmittel für Einrichtungen des Bundes aus biologischer Produktion stammen müssen, 2030 sollten es 55 Prozent sein. Wenn wir mehr Bio-Anteile haben wollen, dann müssen wir uns auch auf die verbindliche Umsetzung dieser politischen Ziele verlassen können.

BIO AUSTRIA: Welche Pläne hast du für BIO AUSTRIA OÖ in den nächsten 3 Jahren?

Magdalena Barth: Gerade wir als Biobäuerinnen und Biobauern dürfen trotz allem zuversichtlich nach vorne schauen. Die Bio-Landwirtschaft bietet die praktischen Lösungen wie man mit unseren endlichen Ressourcen wie dem Boden nachhaltig und zukunftsfähig umgeht. Wir verzichten beispielsweise auf chemisch-synthetische Düngemittel und schützen so Klima, Boden und Grundwasser. Das ist nur ein Aspekt von den vielen, die künftig für Gesellschaft und Umwelt wesentlich sein werden. Zudem ist es mir ein zentrales Anliegen, dass die Menschen wieder ein Stück näher zusammenrücken. Ich nehme ein Bedürfnis nach Austausch wahr – sowohl unter Biobäuerinnen und -bauern, aber auch die Begegnung mit Konsument:innen ist wichtig um ein realistisches, echtes Bild der Landwirtschaft zu zeigen. Das schafft Wertschätzung für das Bio-Produkt selbst und stärkt wiederum die Wertschätzung der Bäuerinnen und Bauern für ihre eigene Arbeit. Dafür möchte ich mich einsetzen, mit dem Verband die hierfür notwendigen Weichen stellen und so gemeinsam die Bio-Landwirtschaft in die nächste Generation führen.

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  • DI Stefanie Moser

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