Patente auf Pflanzen verstärken Abhängigkeit der Bauern von Saatgutkonzernen
Wirksames Verbot in Europäischer Patentorganisation verfehlt – Privatisierung von Lebensgrundlagen durch die Hintertüre möglich.
„Die Patentierung von Pflanzen drängt Bäuerinnen und Bauern immer stärker in die Abhängigkeit von Saatgutkonzernen, weil sie Gebühren und Auflagen für die Nutzung zu entrichten bzw. zu erfüllen haben oder gar eine Nutzung ausgeschlossen werden kann. Das kann langfristig zu gravierenden negativen Auswirkungen auf die gesamten landwirtschaftlichen Strukturen führen“, betont BIO AUSTRIA-Obfrau Gertraud Grabmann in Bezug auf die aktuelle Debatte über die Patentierbarkeit von Pflanzen und Tieren.
„Mit dem Durchwinken eines lückenhaften Vorschlags wurde gestern leider ein tatsächlich wirksames Verbot von Patenten auf herkömmlich gezüchtete Pflanzen verfehlt“, kritisiert Grabmann die gestrige Beschlussfassung im Verwaltungsrat der Europäischen Patentorganisation (EPO). „Es ist schlicht unverantwortlich, dass einem Vorschlag zugestimmt wurde, der immer noch Hintertüren offen lässt, die weiterhin Patente auf herkömmlich gezüchtete Pflanzen und Tiere ermöglichen. Damit wird dem Zugriff internationaler Konzerne auf unsere Lebensgrundlagen Tür und Tor geöffnet und ermöglicht, dass diese als Patente-Inhaber zunehmend Macht über genetische Ressourcen erlangen“, so Grabmann. Positiv sei das Abstimmungsverhalten Österreichs hervorzuheben, das als einziges der 38 EPO-Mitgliedsländer gegen den vorliegenden Entwurf gestimmt und damit ein deutliches Zeichen gesetzt hat.
Hintergrund:
In der biologischen Landwirtschaft kommt der Auswahl der Sorten und deren laufende züchterische Weiterentwicklung eine große Bedeutung zu – nicht zuletzt, weil der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden im Bio-Landbau nicht zulässig ist. Somit stellt die Anpassung der Pflanzen durch Züchtung an Herausforderungen wie Krankheiten, Schädlinge oder auch den Klimawandel eine überaus wichtige Maßnahme dar. Biobäuerinnen und Biobauern könnten durch Patente auch im Gebrauch von langjährig bewährten und lokal angepassten Pflanzensorten wesentlich eingeschränkt werden.
Über BIO AUSTRIA:
BIO AUSTRIA ist das Netzwerk der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern. Als größter Bio-Verband in Europa repräsentiert BIO AUSTRIA die österreichische Bio-Landwirtschaft und vertritt die Interessen der Biobäuerinnen und Biobauern – mit über 12.500 Mitgliedern, 360 Partnerunternehmen in der Wirtschaft und 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Landes- und Bundesebene. Nähere Informationen unter www.bio-austria.at