Seminare auf dem Seyrhof

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Christa und Thomas Seyr kümmern sich nicht nur um ihre Bio-Kühe, sondern auch um ihre Seminargäste. Denn am Seyrhof im Mühlviertel sind Produktion und Dienstleistung unter einem Dach.

Christa und Thomas Seyr führen den Bio-Hof Seyr in Gutau im Mühlviertel in Oberösterreich. Der Seyrhof ist ein gemischter Betrieb mit Milchviehhaltung, typisch für diese Region. Doch es gibt noch ein zweites Standbein, das von den beiden in den letzten Jahren erfolgreich aufgebaut wurde. In einem Teil des Vierkanters, einer ehemaligen Scheune, die nicht mehr genutzt wurde, befinden sich seit drei Jahren ein Seminarraum mit der dazugehörigen Infrastruktur, eine Gastro-Küche und eine Gaststube.

Türen öffnen

Christa und Thomas wollten die Landwirtschaft, die Christa von ihren Eltern 1998 übernommen und die sie mit ihrem Mann vier Jahre später auf Bio umgestellt hat, im Vollerwerb weiterführen. Christa Seyr ist ausgebildete Meisterin der Ländlichen Hauswirtschaft und hat schon immer gerne mit Menschen gearbeitet. Bereits in jungen Jahren hat sie Kurse für bäuerliches Kunsthandwerk gehalten oder von der Sozialversicherungsanstalt der Bauern angebotene Erholungsaufenthalte geleitet. „Mir war es immer wichtig, mich weiterzubilden“, erzählt Christa Seyr. So absolvierte sie auch den Zertifikatslehrgang für „Schule am Bauernhof“ und ließ sich zur Kräuterpädagogin ausbilden.
Die Idee, die Hoftüren zu öffnen, Kurse am eigenen Hof abzuhalten und sich damit ein zweites Standbein aufzubauen, war schon bei der Hofübergabe ein Ziel und kam im Jahr 2013 zur Umsetzung. Zwei Jahre wurde geplant und gebaut. „Die neuen Räumlichkeiten eröffneten wir 2015, wir haben viel selber gemacht und bekamen für das Projekt eine LEADER-Förderung“, erzählt Christa Seyr. Beim Umbau wurde auf natürliche Materialien geachtet, das Holz stammt zu 80 Prozent aus dem eigenen Wald, viel Glas schafft einen fließenden Übergang ins Freie und bringt Licht in den Seminarraum, der für etwa 60 Personen ausgelegt ist. Tagesseminare, Yoga-, Brotback- und Kochkurse, Kräuterwanderungen, private Feiern und Jausen- oder Mittagsverpflegung für geschlossene Gruppen – der Seyrhof bietet verschiedene Möglichkeiten.
Seit letztem Jahr kommen dreimal pro Woche von April bis Dezember Urlauber aus den USA, die mit dem Schiff auf der Donau unterwegs sind und eine „Tour“ ins Mühlviertel buchen. Diese Kooperation ist für die Auslastung eine gute Basis, zudem zeitlich gut planbar.

Mit Bio verpflegen

Christa Seyr hat die Befähigungsprüfung für das Gastgewerbe abgelegt und der Seminar- und Gastbetrieb wurde als eigenes Gewerbe angemeldet. Er trägt mittlerweile einen Großteil zum Betriebseinkommen bei. Hat sich der Umbau zum Seminarhof Schritt für Schritt entwickelt, so war eines von Anfang an klar: Es braucht ein gutes PR- Konzept mit Logo, Internet-Auftritt und Werbematerial. Familie Seyr investierte Zeit und Geld in die Entwicklung, denn „ohne Internetauftritt geht heute nichts mehr. Wir sind Dienstleister und der Kunde muss auf uns aufmerksam werden. Die meisten Anfragen von Firmen kommen über das Internet. Dennoch ist und bleibt die beste Werbung die Mundpropaganda“, betont Thomas Seyr.

Die Gäste werden zu 100 % mit Bio-Lebensmitteln versorgt, seit kurzem ist der Seyrhof auch mit der Verpflegung bio-zertifiziert. „Das ist uns wichtig, es ist unsere Philosophie, auch wenn nur wenige Gäste wegen der Bio-Verpflegung zu uns kommen. Aber für uns als Biobauern ist es selbstverständlich“, erklären Christa und Thomas. Viele Bio-Lebensmittel wie Rindfleisch, Milch- und Dinkelprodukte, Brot und Gebäck, Gemüse, Obst und Säfte kommen vom eigenen Hof, der Rest wird zugekauft.

Flexibel bleiben

Die Arbeit teilen sich die beiden auf, sowohl in der Landwirtschaft als auch im Gewerbebetrieb. Nur die Melkarbeit erledigt zu 90 Prozent Christa, sie genießt die Abwechslung im Stall wie sie sagt.
Neben den Kindern Florian (19), Maximilian (17) und den Zwillingen Miriam und Sophie (10), die bei Bewirtungen aushelfen, werden tageweise bei Bedarf Mitarbeiter beschäftigt. Bei Arbeitsspitzen in der Landwirtschaft werden Arbeiten an den Maschinenring ausgelagert. „Wir müssen flexibel sein und können nicht immer alles selber machen“, erklärt Thomas.
Diese Flexibilität braucht es auch im Dienstleistungsbereich, man muss Menschen mögen und auf sie zugehen. „Doch ist eine Abgrenzung zum privaten Bereich wichtig, dann hat das Arbeiten und das Leben unter einem Dach viele Vorteile“, ist Christa überzeugt. Auch muss die gesamte Familie die Arbeit mittragen, es braucht gegenseitige Unterstützung, sonst geht es nicht. Ein freies Wochenende pro Monat wird so gut es geht eingehalten.

Die Landwirtschaft ist für Christa und Thomas Seyr die Basis, mit der Vermietung von Räumlichkeiten und dem Gastbetrieb haben sie sich jedoch breiter aufgestellt. Die positive Entwicklung gibt ihnen Recht und hilft ihnen, ihre Zielvorgaben zu erreichen. Sie wollen auch offen bleiben für Neues, sich bereithalten für neue Wege – diese Einstellung ist es, welche die Landwirtschaft von morgen braucht.

Autorin:

Mag. Ingrid Schuler-Knapp

Informationen zum Betrieb:

Christa und Thomas Seyr
Gutau, Bezirk Freistadt, Mühlviertel, OÖ
33 ha auf 600 m Seehöhe, je ein Drittel Acker, Wiese und Wald
20 Milchkühe
Erwerbskombination mit Seminarbauernhof für Tagesgäste, BIO AUSTRIA-Schaubauernhofwww.seyrhof.at