Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) – Ein nachhaltiges Modell für Direktvermarkter:innen und Hofübernehmer:innen

© Gemüsefreude

 

Während in Südkorea, den USA, Frankreich und Deutschland etwa seit den 1980ern bereits Millionen Menschen ihre Lebensmittel über Solidarische Landwirtschaften und ähnliche Initiativen beziehen, ist das Konzept in Österreich noch relativ unbekannt. Doch die Nachfrage nach fairen, regionalen und biologischen Lebensmitteln wächst stetig. Österreichweit wirtschaften bereits über 50 Betriebe nach diesem Modell, das eine nachhaltige Betriebsentwicklung auch auf kleinen Höfen ermöglicht.

Was ist Solidarische Landwirtschaft?

Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) – auch CSA (Community Supported Agriculture) oder GeLaWi (Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft) genannt – ist ein innovatives Modell, das die Lücke zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Konsument:innen schließt. In einer SoLaWi schließen sich Landwirt:innen und Konsument:innen zu einer Gemeinschaft zusammen, um die Produktion von Lebensmitteln gemeinsam zu tragen. Konsument:innen (Ernteteiler:innen) zahlen vorab einen festgelegten Beitrag, der die Kosten der Saison deckt, und bekommen dafür regelmäßig frische, saisonale Produkte direkt vom Hof. Darüber hinaus unterstützen die Mitglieder durch ihre Mithilfe am Hof und bauen so eine enge Verbindung zum landwirtschaftlichen Alltag auf.

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Magdalena Martin-Mayr und Jonathan Martin betreiben auf ihrem Biohof in Sattledt (OÖ) die SOLAWI gemüsefreude, sie kombinieren diese aber mit klassischer Direktvermarktung in Selbstbedienung: im kleinen Hofladen können Ernteteiler (bei Abholung der Gemüsekiste) aber auch andere Kunden zusätzlich Bioprodukte wie Säfte, Pestos, Getreideprodukte, Obst… einkaufen.

Vorteile für Direktvermarkter:innen und Hofübernehmer:innen

1. Finanzielle Sicherheit

 Eine SoLaWi ermöglicht es dir als Landwirt:in, die Kosten für die gesamte Saison im Voraus zu decken. Dadurch entfällt das Risiko, auf einem Teil der Ernte sitzen zu bleiben oder bei Ernteausfällen in eine finanzielle Schieflage zu geraten. Du kannst dich ganz auf den ökologischen Anbau und den nachhaltigen Betrieb deines Hofes konzentrieren.

2. Enge Bindung zu den Abnehmer:innen

 Du entwickelst eine direkte Beziehung zu den Ernteteiler:innen, die nicht nur dein Produkt kaufen, sondern sich aktiv für deinen Betrieb und die Landwirtschaft interessieren. Diese Bindung schafft Vertrauen und Loyalität, die durch langfristige Beziehungen das wirtschaftliche Fortbestehen sichert.

3. Gemeinsame Verantwortung

In einer SoLaWi tragen Konsument:innen und Produzent:innen die Verantwortung für die Ernte gemeinsam. Das bedeutet: Im Falle von Ernteausfällen oder Wetterextremen verstehen die Mitglieder die Herausforderungen und etwaige Ausfälle werden auf mehrere Schultern aufgeteilt. Es bietet sich aus Gründen der Resilienz allerdings an, möglichst auf eine breite Vielfalt zu setzen, um Totalausfälle zu vermeiden.

4. Förderung nachhaltiger Landwirtschaft

Mit einer SoLaWi kannst du verstärkt auf nachhaltige Anbaumethoden, Nützlingsförderung und Bodenaufbau setzen, da deine Abnehmer:innen bewusst nach ökologisch und fair erzeugten Produkten in der Region suchen. Sie unterstützen durch ihre Beiträge aktiv eine vielfältige und ressourcenschonende Landwirtschaft.

5. Stärkung regionaler Netzwerke

Langfristig planbarer Absatz stärkt die lokale Landwirtschaft. Um das Angebot möglichst vielfältig zu gestalten, sind nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft auch Kooperationen mehrerer Betriebe mit unterschiedlichen Produkten möglich. Es gibt Zusammenschlüsse von Betrieben, die zusammen Obst, Gemüse, Getreideprodukte, Eier, Honig, Milchprodukte, Eingemachtes, etc. als Solidar-Anteile anbieten. Die enge Zusammenarbeit der Produzent:innen kann so die Vielfalt und das Angebot einer SoLaWi erweitern.

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Wie funktioniert eine SoLaWi in der Praxis?

Planung und Kalkulation:

Die Kosten für die nächste Saison (Saatgut, Arbeitszeit, Maschinen, Investitionen,…) werden kalkuliert und den Ernteteiler:innen transparent gemacht. Das Budget wird auf alle Mitglieder aufgeteilt, sodass die gesamten Produktionskosten abgedeckt sind und der Betrieb finanzielle Planungssicherheit hat. Es gibt auch die Möglichkeit, die Beiträge für die Ernteteiler:innen sozial zu staffeln.

Verteilung der Ernte:

Die Mitglieder erhalten regelmäßig Ernteanteile in Form von Gemüsekisten, Obst, Eiern, Brot, Milchprodukten oder anderen Lebensmitteln, die du auf deinem Hof erzeugst. Viele SoLaWis teilen die Ernte wöchentlich, oft mit der Option auch nur alle zwei Wochen einen Ernteanteil zu beziehen. Es gibt auch Betriebe, die einen Betriebszweig als SoLaWi führen, z.B. Gemüse-Ernteanteile, und weitere Produkte wie z.B. Eier oder Nudeln zusätzlich im Hofladen zum Kauf anbieten.

Mithilfe der Mitglieder:

Je nach Modell sind Mitglieder aktiv am Hofleben beteiligt, z.B. durch Mithilfe bei der Ernte, bei gemeinschaftlichen Aktionstagen oder in der Organisation von Hoffesten. Das stärkt die Verbindung zwischen den Konsument:innen und der Landwirtschaft.

Ist SoLaWi etwas für deinen Betrieb?

Wenn du als Direktvermarkter:in oder Hofübernehmer:in auf der Suche nach einem stabilen, gemeinschaftsorientierten Vermarktungsmodell bist, das gleichzeitig ökologisch, sozial und wirtschaftlich sinnvoll ist, dann bietet dir Solidarische Landwirtschaft eine hervorragende Perspektive. Besonders kleinere und mittlere Betriebe profitieren von der engen Bindung zur Kundschaft und der Planungssicherheit, die durch die Vorfinanzierung entsteht.

Möchtest du mehr erfahren?

Eine SoLaWi aufzubauen erfordert Engagement, gute Planung und Kommunikation. Beratungsangebote, SoLaWi-Plattformen und viele Online-Ressourcen stehen dir jedoch zur Verfügung, um den Einstieg zu erleichtern. Nutze diese Chance, um deinen Hof zukunftssicher und nachhaltig zu gestalten!

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