BIO AUSTRIA: Auszeichnung für Biodiversität erstmals an Mitglieds-Hof in OÖ übergeben

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BIO AUSTRIA Betriebe gehen mit gutem Beispiel voran – Biodiversitäts-Plakette als Anerkennung für Maßnahmen zum Erhalt und Ausbau von Biodiversität und Artenvielfalt.

ExpertInnen sehen in der aktuellen Biodiversitätskrise eine ebenso große Bedrohung für die Menschheit wie in der Klimakrise. „Der weltweit fortschreitende Rückgang an Biodiversität und Artenvielfalt erfordert rasche und umfangreiche Maßnahmen. BIO AUSTRIA hat aus diesem Grund Biodiversitätsvorgaben in den Verbands-Richtlinien verankert. BIO AUSTRIA Höfe übertreffen damit die ohnehin grundsätzlich vorhandenen Mehrleistungen der Bio-Landwirtschaft in Sachen Biodiversität nochmals“, erläutert BIO AUSTRIA Obfrau Gertraud Grabmann. Nun überreicht sie gemeinsam mit dem Obmann von BIO AUSTRIA OÖ, Johannes Liebl die BIO AUSTRIA Biodiversitäts-Plakette erstmals an einen Mitgliedsbetrieb in OÖ als Anerkennung dieser Leistungen.

Familie Diermayr in Neuhofen im Innkreis erhält Biodiversitäts-Plakette

BIO AUSTRIA Höfe nehmen durch die Einhaltung der verbandseigenen Vorgaben eine besondere Verantwortung für die Erhaltung der Biodiversität wahr. Das soll auch entsprechend sichtbar gemacht werden. Denn darauf dürfen unsere Mitgliedsbetriebe mit Recht stolz sein“, betonte Johannes Liebl bei der Übergabe der Tafel an die Familie Diermayr.

Familie Diermayr hat den 100 ha großen Ackerbaubetrieb 2012 übernommen und auf den ökologischen Landbau umgestellt. Auf ihrem Bio-Hof hat die Familie umfangreiche Maßnahmen zur Biodiversitätsförderung umgesetzt: wilde Ecken mit Brennnesseln als wichtigen Lebensraum für das Tagpfauenauge, Nistkästen für Falken, das Belassen von Totholz oder das Anlegen von Tümpeln. Eine Streuobstwiese wird kontinuierlich ergänzt. Besonders wichtig ist Familie Diermayr das Anlegen und Pflegen von Hecken, weil sie Lebensräume schaffen und vernetzen. Auch Blühstreifen wurden angelegt, deren Anlage und Pflege stellt den Biobauern durch die hohe Niederschlagsmenge von jährlich 1000 mm vor große Herausforderungen.

„Als Biobauern ist es uns wichtig, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Die Biodiversität auf unserem Hof zu erhalten und zu fördern ist für uns eines der wesentlichsten Anliegen. Schließlich hängt nicht nur die Zukunft unseres eigenen Hofes, sondern die der gesamten Lebensmittelproduktion an Bestäubern, Feldvögeln, Regenwürmern & Co“, betont Diermayr.

Frustriert ist er, weil viele seiner Biodiversitätsleistungen im neuen Förderprogramm ÖPUL für Landwirte keinen Anklang finden und viele Kriterien nicht passen.“  Gute Biodiversitätsflächen anzulegen und dauerhaft in hochwertigen Zustand zu erhalten ist mit hohem Risiko und Aufwand verbunden. Dieser Aufwand wird durch das neue Förderprogramm nicht im Ansatz abgedeckt. Die inhaltlichen Vorgaben stehen außerdem im Widerspruch zur Umsetzung von hochwertigen „Biodiversitäts-bzw. Blühflächen“ zwischen den Felder. Außerdem werden sämtliche bisherige Biodiversitätsmaßnahmen auf unserem Hof wie die über 1.200 Laufmeter Hecken und Baumreihen, bereits in Grünland umgewandelte Ackerbrachen etc. nicht als Biodiversitätsfläche angerechnet!“ erklärt Diermayr.

„Obwohl die Rahmenbedingungen nicht sehr motivierend sind lassen wir uns die Freude daran nicht nehmen und bedanken uns, dass wir als Anerkennung für unsere Maßnahmen am Hof die Biodiversitäts-Tafel von BIO AUSTRIA erhalten“, betont Xaver Diermayr.

Hintergrund

Grundlage für die Biodiversitäts-Plaketten ist ein Projekt, welches von BIO AUSTRIA gemeinsam mit Birdlife Österreich erarbeitet wurde. Im Mittelpunkt des Projekts steht ein Katalog an biodiversitätsfördernden bzw. -erhaltenden Maßnahmen für alle landwirtschaftlichen Nutzungsbereiche, in welchem der konkrete Nutzen und die Wirksamkeit für Vögel, Falter, Amphibien & Co. dargestellt wird. Zu den Maßnahmen zählen beispielsweise der Verzicht auf

Mähaufbereiter im Grünland, eine späte Stoppelbearbeitung im Ackerland oder auch die Erhaltung von Trockenmauern und das Aufstellen von Nisthilfen. Der Fokus des Projekts ist auf jene Arten gerichtet, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen haben oder diese als Nahrungs- oder Teillebensräume benötigen.

Ein Online – „Biodiversitätsrechner“ ermöglicht den Mitgliedsbetrieben, den Status quo auf ihrem Hof zu erfassen. Dabei werden die grundlegenden systemischen Mehrleistungen der Bio-Landwirtschaft, welche sich auch im Bereich der Biodiversität positiv auswirken, ebenso in der Bewertung berücksichtigt, wie zusätzliche Maßnahmen. Die Biobäuerinnen und Biobauern können aus dem entwickelten Katalog aus praxistauglichen Maßnahmen jene herausgreifen, die für ihre individuelle Situation am geeignetsten sind. Die einzelnen Maßnahmen werden in einem Punktesystem separat bewertet.