Bio-Erlebnisse in der Steiermark

Bio mit allen Sinnen erleben. Schmecken, fühlen, riechen und staunen. Ob im Urlaub, oder in der Freizeit. Das versprechen die steirischen Bio-Erlebnisse. Wir haben Möglichkeiten geschaffen, mit buchbaren Erlebnissen einen Blick hinter die Kulissen der österreichischen Biohöfe zu werfen und natürlich dabei selbst tatkräftig mit anzupacken.

Wer Bio erleben will darf natürlich auch schmecken und probieren. Wir haben daher mit unserem Kooperationspartner „Urlaub am Bauernhof“ und Slow Food Österreich zusammengearbeitet um spannende Erlebnisse in den unterschiedlichen Regionen der Steiermark zu schaffen.

Bio-Erlebnis: Paradeiser „Vom Feld in die Ketchup-Flasche“

Südoststeiermark | Biohof Pranger, Jamm 54, 8354 Jamm

Das steirische Vulkanland ist die Heimat des Biohofs Pranger. Seit Jahrzehnten ist Familie Pranger ein Pionier in der Welt des Bio-Gemüse, spezialisiert auf eine breite Palette von Feingemüsesorten — von geschmackvollen Paprika und Zucchini über knackige Gurken bis hin zu aromatischen Melanzani und scharfen Pfefferoni. Doch ein Gemüse genießt auf dem Biohof Pranger besondere Aufmerksamkeit: der Paradeiser. Anita Pranger weiß nicht nur, welche Sorten besonders gut für den Vertrieb über den Lebensmitteleinzelhandel geeignet sind, sondern erhält auch alte und seltene Sorten als Sortenerhalterin für den Verein „Arche Noah“. Ihre Tochter Sabrina bereitet dieses Wissen für Klein und Groß auf und schwingt mit den Besucher:innen den Kochlöffel.

Das erleben Sie am Biohof Pranger

  • einen lustigen Tag am Biohof Pranger rund um das Thema Paradeiser, egal ob bei Sonnenschein oder Regenwetter
  • Kosten im „Paradeiser-Dschungel“
  • kindgerechte Aufbereitung des Paradeiser-Weges vom Feld in die Ketchup-Flasche
  • Tipps und Tricks für Mamas und Papas, Omas und Opas, wie sich die Überschüsse der Saison am besten einkochen oder einlegen lassen
  • gemeinsames Einkochen für Groß und Klein
  • Gestalten deiner eigenen Ketchup-Etiketten
  • „Ketchup & Pommes“: gemeinsame Jause mit Gemüse-Pommes und dem selbstgemachten Ketchup
  • 2 Flaschen deines eigenen Ketchups zum Mit-nach-Hause-Nehmen

Bio-Erlebnis: Bio-Gemüse fermentieren

Hartberg-Fürstenfeld | Bio-Kräuterhof Zemanek, Freifeldweg 662, 8225 Pöllau

„Schon als Kind habe ich fermentiert“, erzählt Wolfgang Zemanek. Der Bio-Kräuterbauer aus Pöllau in der Steiermark leitet nicht nur Workshops zur Kräuterkunde, sondern bietet auf seinem Hof auch Kurse zu Themen wie Fermentation, Einlegen in Essig sowie Trocknen und Dörren an. Im Jahr 2013 erfüllte er sich seinen Traum eines eigenen Bio-Kräutergartens. Von seinen sechs Hektar Land ist etwa ein Viertel Hektar mit verschiedenen Kräutern bepflanzt, die er zu Spezialitäten wie Tees, Sirupen, Salzen und Gewürzmischungen verarbeitet. Besonders wichtig ist ihm dabei auch sein Schulgarten. „Landwirtschaft und Wissenschaft sind meine Welt“, erzählt er. An der Universität für Bodenkultur studierte der gebürtige Wiener einst Landwirtschaft, hielt dann zwei Jahre lang Vorlesungen zum Thema Zierpflanzen, bevor er sich ganz den Kräutern verschrieb. Die Erwachsenenbildung hat ihn jedoch nie losgelassen: „Ich war immer der Überzeugung, dass Lernen auch anders geht“, betont er. Und so sind seine Workshops ein Lernen mit allen Sinnen.

Das erleben Sie am Bio-Kräuterhof Zemanek

  • Führung durch Wolfgangs Schulgarten samt Kostproben vieler Kräuter
  • Präsentation der vier wichtigsten Methoden der Haltbarmachung
  • praktische Anleitungen für die wichtigsten Fermentationsmethoden und gelingsichere Rezepte für zuhause
  • geführte Verkostung verschiedener fermentierter Gemüse
  • Tipps und Tricks fürs erfolgreiche Fermentieren zuhause
  • Eigenhändige Fermentation von zwei Gemüsesorten auf zwei unterschiedliche Arten zum Mit-nach-Hause-nehmen

Bio-Erlebnis: Bio-Blumensträuße binden

Südoststeiermark | Vom Hügel, Erbersdorf 1, 8322 Studenzen

Betritt man das Glashaus von Margrit de Colles Slow-Flower-Gärtnerei „Vom Hügel“ in Eichkögl in der Steiermark, erkennt man sofort: Hier hat jemand ein besonderes Gespür für Blumen und Ästhetik. „Ich war schon immer ein Blumenkind und hab‘ Blumen für mein Herz gepflückt“, erzählt Margrit, die ihre Gärtnerei vor 18 Jahren als Ein-Frau-Unternehmen gegründet hat. Die studierte Soziologin möchte Menschen einen Zugang zu natürlichen, biologischen Blumen ermöglichen und ihre Leidenschaft für Kreativität und Handwerk weitergeben. Sie will auch ein Best-Practice-Beispiel dafür sein, wie man Dinge angehen und besser machen kann. Denn obwohl wir Blumen wie selbstverständlich auf unseren Esstischen platzieren, hinterfragen wir weit weniger als bei Lebensmitteln welche Strukturen dahinterstecken. Ihre Blumen sind nach Standards für biologische Lebensmittel angebaut und zertifiziert, denn eine gesonderte Zertifizierung für Bio-Blumen gibt es noch nicht, erklärt Margrit. „Das war mir aber egal, ich hab‘s einfach gemacht“, sagt sie.

Das Erleben Sie bei Vom Hügel

  • informativer Spaziergang durch die Gärtnerei und Einblicke in die Welt der „Slow Flowers“
  • gemeinsame Blumenernte direkt vom Feld, wo du aus der ganzen „Vom Hügel“ Fülle und Vielfalt schöpfen kannst
  • wertvolle Tipps und Tricks, um nicht nur Blumen, sondern auch andere Pflanzenschätze in Wiesen und Hecken zu identifizieren
  • geselliges Putzen und Vorbereiten der frisch geernteten „Zutaten“
  • professionelle Anleitung, wie man einen Blumenstrauß oder einen Blumenkranz technisch richtig bindet
  • Tipps und Tricks, die den eigenen Blumenstrauß oder Blumenkranz besonders ästhetisch machen
  • Binden eines eigenen Blumenstraußes oder Blumenkranzes zum Mit-nach-Hause-Nehmen

Bio-Erlebnis: Vom Getreidekorn zum Sauerteigbrot

Weiz | Bio-Bergbauernhof Heinz, Teichweg 66, 8160 Thannhausen

Bereits bevor Hildegard und Gottfried Heinz den Bauernhof im steirischen Thannhausen im Jahr 1999 von Gottfrieds Eltern übernahmen, wurde der Betrieb 1995 auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Auf 14 Hektar Grünland halten die beiden Mutterkühe und produzieren aus ihren Fleckvieh-Limousin-Rindern das sogenannte „Styria Beef“. Das Frischfleisch ihrer Tiere vermarkten sie ab Hof in 5- oder 10-Kilogramm-Fleischpaketen auf Vorbestellung. Auf den restlichen 16 Hektar Ackerfläche bauen sie Speisegetreide wie Dinkel, Roggen, Weizen, Hafer und das glutenfreie Pseudogetreide Buchweizen an, aber auch Speisekulturen wie Käferbohnen und Kürbis.

Zudem tummelt sich rund um den Hof eine Hühnerschar, deren frische Eier sie gemeinsam mit den anderen Produkten in ihrem eigenen Hofladen anbieten. Wenn sie gelegentlich sehr viele Eier haben, produzieren sie zusammen mit ihrem eigenen Grieß Vollkornnudeln. Wissensvermittlung ist Hildegard und Gottfried Heinz schon lange ein Anliegen. 2018, beim Bau des neuen Hofladens, integrierten sie deshalb informative Schautafeln rund um den Hof, auf denen es allerhand zu lernen gibt, sowie eine hofeigene Backstube, in der Gottfried immer freitags Sauerteigbrot, Briochegebäck und Weckerl bäckt. Mit Gottfried als gelernten Bäcker und Konditor und dem Getreide aus eigenem Anbau lag es förmlich auf der Hand, dieses Handwerkswissen auch weiterzugeben. „Wir haben gemerkt, dass unsere Kunden nicht nur wissen wollen, wo ihre Lebensmittel herkommen, sondern auch, wie sie hergestellt werden“, sagt Gottfried.

Wir starten unseren Workshop in der Backstube. Gottfried, gelernter Bäcker und Konditor, leitet uns durch den Prozess. Zunächst rühren wir gemeinsam den Teig an, bestehend aus Roggen- und Dinkelvollkornmehl, Wasser und einem Dampfl aus Sauerteig. Mehr Zutaten braucht es nicht – nur noch ein bisschen Zeit: Zwischen sechs und zwölf Stunden lässt Gottfried seinen Teig gehen. Um sicherzustellen, dass wir noch am selben Tag unser eigenes Brot backen können, hat Gottfried bereits am Vortag einen Teig vorbereitet. Wir beginnen mit dem „Wirken“ des Teigs, also dem Kneten und Falten, um eine straffe und glatte Oberfläche zu erhalten. Gottfried zeigt es uns vor und wir versuchen, es ihm gleichzutun. Während unsere fertig geformten Brotlaibe noch kurz im Simperl ruhen, widmen wir uns dem Gebäck. Auch dafür hat Gottfried einen Teig aus Dinkelvollkornmehl vorbereitet. Unter seiner fachkundigen Anleitung stechen wir kleinere Teigstücke ab und formen Weckerl. Schließlich kommt alles in den vorgeheizten Ofen.

Während unser Gebäck im Ofen bäckt, spazieren wir mit Hildegard hinter das Haus aufs Getreidefeld. Hier wächst Ebners Rotkorn mit seinen kräftigen, kompakten Ähren. Auf den dicht besetzten Ähren sind die länglichen Körner mit der rot-braunen, namensgebenden Schale zu sehen. „Beim Dinkel bauen wir nur die alten Sorten Ebners Rotkorn und Ostro an“, erklärt Hildegard. „Unser Getreide verlässt den Hof nur kurz zum Reinigen, alles andere machen wir selbst direkt am Hof“, fügt sie hinzu. Zurück am Hof schauen wir ihr beim Mahlen zu. Um das Getreide stets frisch zu vermahlen, haben Hildegard und Gottfried eine Osttiroler Getreidemühle aus Zirbenholz angeschafft. „Wir mahlen immer das komplette Korn, der wertvolle Keimling bleibt dabei“, erklärt sie. Immer nur in kleinen Chargen mahlt Hildegard ein gröberes Mehl zum Brotbacken sowie ein Feinmehl für das Briochegebäck. Beim Feinmehl wird ein Großteil der Schalen ausgesiebt, die aber weiterverwendet werden, etwa für die Produktion der eigenen Nudeln. „Bei uns wird eigentlich alles, was bei der Produktion als Nebenprodukt anfällt, für die Tiere verwendet. Die Rinder freuen sich über die Presskuchen vom Kürbiskernöl, die Hühner über die Getreideschalen vom Mehlmahlen“, sagt sie. Wenn wir schon beim Essen sind: Aus der Backstube duftet es schon verführerisch – Gottfried hat soeben unser Brot und Gebäck aus dem Ofen geholt. Jetzt heißt es nur noch kurz geduldig sein, bis es etwas abgekühlt ist, bevor wir es verkosten können.

Das erleben Sie am Bio-Bergbauernhof Heinz

  • ein informativer Spaziergang, um den Weg eines Dinkelkorns vom Feld über die Mühle bis ins fertige Brot zu verfolgen
  • gemeinsames Mehl-Mahlen an der Zirbenholzmühle
  • gemeinsames Anrühren eines Brotteigs auf Sauerteigbasis samt Tipps zum Umgang mit Sauerteig
  • Brot und Gebäck richtig wirken und formen unter Gottfrieds fachkundiger Anleitung
  • wertvolle Tipps und Tricks zum Backen mit Vollkornmehl
  • geselliges Verkosten der frisch gebackenen Köstlichkeiten
  • dein eigenes Brot und Gebäck zum Mit-nach-Hause-Nehmen

Bio-Erlebnis: Alles rund um Teig – So isst die Hochsteiermark

Bruck-Mürzzuschlag | Döllach 15, 8624 Aflenz

In Aflenz, eingebettet zwischen die Bergspitzen des Hochschwabs, liegt der Biohof „BioHofGenuss Grammelhofer“ von Christina und Robert Grammelhofer. Hier haben sie einen vielfältigen Hof geschaffen, der sich ganz dem Geschmack der Hochsteiermark verschrieben hat. Robert übernahm den Hof bereits im Alter von 18 Jahren und entschied sich entgegen dem damaligen Motto „Wachsen oder Weichen“ für eine nachhaltige Kreislauf-Bewirtschaftung.

Heute halten Christina und Robert eine Herde von etwa 30 Milchkühen, bestehend aus den Rassen Holsteiner und Fleckvieh, die die Sommer auf der nahegelegenen Seeberg-Alm verbringen. Die Milch ihrer Kühe wird zu Joghurt, Topfen und Frischkäse verarbeitet und auch als Rohmilch angeboten. Auch ein Schnittkäse, der etwa sechs Wochen reift und mit Bockshornklee verfeinert wird, gehört zum Sortiment. Neben der Milchproduktion bauen die Grammelhofers alte Roggensorten wie den Oberkärntner Roggen an, die auch im alpinen Klima bestens gedeihen. Um das Angebot ihres Hofladens, dem „Wartehäuschen“, zu erweitern, halten Christina und Robert auch rund zweihundert Hühner verschiedener Rassen, darunter Altsteirer, Sulmtaler, Sussex, Araucana und Marans. Diese scharren unter den mächtigen Kronen der alten Apfelbäume auf der Streuobstwiese. Die Molke, die bei der Käseherstellung übrigbleibt, wird mit Schrot zu einem nahrhaften Brei vermischt und dient als Futter für die Hühner. Die Früchte der alten Apfelbäume, Sorten wie Bohnapfel, Gravensteiner und Jakob Lebel, werden zu Apfelsaft und – gemeinsam mit Essigmacher Andreas Fischerauer – zu Apfelessig verarbeitet. Die Kräuter aus den umliegenden Wiesen und Wäldern trocknet Christina und verarbeitet sie zu Fichtennadelpesto oder Kräutersalzen.

Eigentlich gelernte Pflegerin, machte Christina vor einigen Jahren eine Ausbildung zur Seminarbäuerin, um ihren Traum von eigenen Kochkursen am Hof zu verwirklichen. „Ich möchte den Menschen zeigen, woher ihre Lebensmittel kommen, wie sie verarbeitet werden und dabei die Kreisläufe der Landwirtschaft erlebbar machen“, sagt sie. Ihre Kurse umfassen eine Vielzahl von Themen, darunter Brotbacken, Fermentieren, Einlegen und Einkochen von Gemüse, Striezelbacken für Allerheiligen und Weihnachtsgebäck zur Adventszeit, nicht zu vergessen freilich der wöchentliche Strudelkurs. Während ihrer Ausbildung zur Seminarbäuerin entwickelte Christina den Kurs „So isst die Hochsteiermark“, um den Teilnehmer:innen die regionale Küche und die Besonderheiten der Hochsteiermark entdecken und schmecken zu lassen.

Wir binden uns die Schürzen um und krempeln die Ärmel auf – denn es steht einiges auf dem Koch-Programm. Wir beginnen mit dem Roggen-Sauerteigbrot, einem typischen Brot der Region – der Roggen stammt freilich von den eigenen Feldern. Während der Brotteig im Simperl ruht, setzen wir ein Dampfl für den Germteig an, um den traditionellen Allerheiligenstriezel zuzubereiten und zu flechten – mit sechs Strängen, eine ganz besondere Kunst. Dazu erzählt Christina Peter Roseggers Geschichte des Allerheiligenstriezels, verfeinert mit vielen Tipps und Tricks, etwa wie man Längsrisse im Teig verhindert. Weiter geht’s zum Apfelstrudel mit Äpfeln von der Streuobstwiese: „Den Strudelteig muss man fest schlagen, damit die Mehlmoleküle platzen und der Teig sich gut ausziehen lässt. Ein Schuss Essig im Teig unterstützt das“, erklärt Christina.

Aus Roggenmehl und Eiern kneten wir einen Teig für die „Hochsteirernudeln“, die wir mit einer Füllung aus Erdäpfeln, würzigem Bergkäse, Schwammerln und frischem Topfen füllen – Geschichten über die Bedeutung der Erdäpfel in der Region Hochsteiermark inklusive. Eine Besonderheit: Die Nudeln werden wie in Kärnten gekrendelt – eine Hommage an Christinas Kärntner Oma. In einer eisernen Pfanne bereiten wir einen Brennsterz zu, ein traditionelles Gericht, das einst die Holzknechte nach getaner Arbeit im Wald zubereiteten – denn es braucht nur Mehl, Wasser und Schweineschmalz dafür.

Und schließlich das Dessert: ein Fedelkoch, das aus Weizengrieß und griffigem Mehl und mit Rahm, Salz und Gewürznelken eingekocht wird, bis ein Klumpen entsteht. Aus diesem formen wir Knödel, die nach dem Durchkühlen fein gerieben und mit Weinbeeren, Zucker und Zimt serviert werden. Freilich darf auch hier die Geschichte über die Herkunft des Rezepts nicht fehlen. Schließlich sitzen wir noch gemütlich am Tisch und genießen unsere selbst zubereiteten Gerichte – mehr Anekdoten über die Hochsteiermark und wie sie schmeckt inklusive.

Das erleben Sie am Biohof „BioHofGenuss Grammelhofer“ 

  • Wissen über die Zubereitung von Sauerteigbrot samt Ansetzen von Sauerteig
  • Techniken und Tipps zur Herstellung von Germteig für einen Allerheiligenstriezel
  • eine Anleitung zur Zubereitung und Ausziehen von Strudelteig
  • ein Rezept für „Hochsteiernudeln“ samt der richtigen Technik zum Krendeln der Nudeln
  • Rezept und Zubereitungsmethode für Brennsterz und Fedelkoch
  • spannende Geschichten und unterhaltsame Anekdoten über die Region
  • gemeinsames Essen der zubereiteten Gerichte

Bio-Erlebnis: Vom Fisch zum Filet in der Teichwirtschaft Gut Hornegg

Deutschlandsberg | Gut Hornegg, Schloss Hornegg 1, 8504 Preding

Imposant erhebt sich Schloss Hornegg auf einem Hügel in der Marktgemeinde Preding in der Steiermark, zu seinen Füßen eine weitläufige Teichanlage, deren Ursprünge bis ins Barock zurückreichen. Die Augustiner-Chorherren von Stainz legten die ersten Teiche an, um den Bedarf an Fisch für ihre vielen Fastentage zu decken. Heute umfasst die Fischzucht, die von Fischereimeister Heinrich Holler geführt wird, 27 Teiche, die harmonisch in die Landschaft eingebettet sind und als sogenannte „Himmelsteiche“ ausschließlich durch Regenwasser gespeist werden.

Heinrich nimmt uns zunächst mit auf eine filmische Reise durch die Geschichte der Fischzucht auf Gut Hornegg – von den barocken Anfängen über die 1960er Jahre bis in die Gegenwart. Heute konzentriert sich die Fischzucht auf Gut Hornegg auf die Zucht alter Fischsorten und basiert auf extensiven Methoden und strengen Bio-Prinzipien. Ein zentrales Element der Betriebsphilosophie ist es, keine Überschüsse zu produzieren – gezüchtet wird nur, was auch abgenommen wird. Amur und Karpfen stehen im Mittelpunkt der elf Fischsorten, die auf Gut Hornegg gezüchtet werden, darunter auch Rotaugen, Rotfeder, Braxen, Schleien, Giebel, Flussbarsch, Hecht, Wels und Zander. Im Laufe eines „Fischlebens“ durchwandern die Fische je nach Lebensphase bis zu sieben Teiche. Zwei Sommer verbringen die Fische in der Natur, mit viel Platz und natürlicher Nahrung wie Wasserpflanzen und Plankton. Zusätzlich werden sie mit Feldfrüchten wie Getreide und Erbsen aus der eigenen Landwirtschaft von Gut Hornegg gefüttert.

Wir begleiten Heinrich hinunter zum „Ententeich“, in dem rund 200 bis 300 Schleien heranwachsen. „Mir ist es wichtig, den Menschen zu zeigen, wie viel Raum eine solche Produktion braucht, damit es den Tieren gut geht“, sagt Heinrich. Nicht umsonst lautet das Motto von Gut Hornegg: „Ein Wohnzimmer voll Wasser für einen Fisch.“ Im Herbst des dritten Jahres werden die Fische geerntet („abgefischt“), indem das Wasser der Teiche abgelassen wird und sich die Fische in einem Abfischbecken sammeln, bevor sie in Hälterteiche gebracht werden, wo sie bis zur Vermarktung gehalten werden. Ausgestattet mit Wathosen steigen wir ins Wasser, um das Ganze aus nächster Nähe zu betrachten. Heinrich zeigt auf kleine, gläserne Striche im Wasser: „Seht ihr die Augenpaare? Das sind frisch geschlüpfte Fische.“ Mit bloßem Auge sind sie kaum zu erkennen. Weiter geht es zum „Trauper“, einem quadratischen Netz, das über elastische Stäbe gespannt ist und ins Wasser gelassen wird, um die Fische zu fangen, die sich darin sammeln. Interessant ist auch der „Mönch“, der Bereich, in dem das Wasser zum Abfischen abgelassen wird. Staubretter ermöglichen es, das Wasser Stück für Stück abzulassen, bis der Teich leer ist. An der tiefsten Stelle des Teiches befindet sich eine hölzerne Wanne, in der sich das restliche Wasser sammelt und die Fische bequem mit dem Kescher herausgeholt werden können.

Zurück in der Produktionsküche hinter dem Hofladen zeigt uns Heinrich, wie man einen Fisch richtig filetiert. Mit einem scharfen Filetiermesser, einem Brett und einem Küchentuch ausgestattet, spült er den bereits geschuppten Karpfen unter kaltem Wasser ab, tupft ihn trocken und legt ihn auf das Brett. Kopf und Bauchflossen sind schnell abgetrennt, und mit einem Bauchschnitt entfernt Heinrich die Eingeweide. „Das ist der Samenstrang – der schmeckt ähnlich wie Bries“, erklärt er. Er zeigt uns den grünlichen Rogen, der erst gegart seine orange Farbe bekommt. Schließlich schneidet er mit einem flachen Schnitt vom Kopf entlang der Wirbelsäule zur Schwanzflosse das Rückenfilet heraus und zieht vorsichtig die Haut ab. Nach dem Filetieren geht es ans Verkosten: Karpfen-Carpaccio, geräucherter Amur oder Taramas, ein griechisch-inspirierter Aufstrich aus geräuchertem Fischrogen, Olivenöl und Kräutern.

„Es ist uns wichtig zu zeigen, dass man alles verwenden kann, auch den Fischrogen, den die wenigsten nutzen“, betont Heinrich. Zum Abschluss erhalten wir noch einen Plan des Geländes von Gut Hornegg, damit wir die unterschiedlichen Teiche und Fisch-Stationen auf eigene Faust erkunden können, bevor wir schließlich im Hofladen einkehren, um in einem durchdachten Fischkisterl aus Papier unseren Fisch gut gekühlt nach Hause mitzunehmen.

Das erleben Sie auf der Bio-Teichwirtschaft Gut Hornegg

  • Filmische Reise durch die Geschichte von Gut Hornegg: Einblicke in die historische Entwicklung der Fischzucht vom Barock bis in die Gegenwart sowie Verständnis der verschiedenen Lebensphasen der Fische
  • Besichtigung der Teichanlage samt Erklärungen zur biologisch-zertifizierten Fischzucht
  • Hands-On: Ausprobieren des „Traupers“ und des „Mönchs“ sowie das Gehen mit Wathosen im Fischteich
  • Fisch filetieren lernen: Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Filetieren von Karpfen
  • Verkostung verschiedener Fischarten: Probieren von Karpfen-Carpaccio, geräuchertem Amur und Taramas.
  • Geländeerkundung: Selbstständiges Erforschen der Teichanlage mit einem Plan des Geländes.

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