Presseaussendung Verein der steirischen Bio-Modellregionen, Bio Ernte Steiermark und Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer, 1. Dezember 2023, LFS Grottenhof Graz
Bio Ernte Steiermark und der Verein der steirischen Bio-Modellregionen präsentieren einen gemeinsamen Weg zu mehr Bio in der Steiermark. Regionale Vernetzung und Austausch bilden die Basis der steirischen Bio-Modellregionen, die attraktive Absatzmöglichkeiten für Bio schaffen.
Regionale und saisonale Ernährung ist ein echter Nachhaltigkeitsturbo
Regionale und saisonale Ernährung ist ein echter Nachhaltigkeitsturbo Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer begrüßt die Bio-Modellregionen: „Für eine nachhaltige und damit zukunftsweisende Ernährungsweise braucht es kurze Lieferketten. Mit den Bio-Modellregionen stärken wir gleichzeitig die Bio-Landwirtschaft und regionale und saisonale Lebensmittel. Mit frischen, gesunden Bio-Lebensmitteln direkt aus der Region stärken wir nicht nur die Bio-Landwirtinnen und –wirte, sondern tun auch uns selbst und dem Klima etwas Gutes“.
Bio-Wachstum durch kreative und attraktive Absatzwege
Das österreichische Bio-Aktionsprogramm gibt derzeit ein Ziel von 30 Prozent Bio-Fläche bis 2027 vor. Zur Erreichung benötigt es sowohl im Bereich landwirtschaftlicher Förderungen als auch hinsichtlich der Absatzwege ein attraktives Angebot. Derzeit werden Bio-Lebensmittel primär über den Lebensmitteleinzelhandel abgesetzt – über 80 Prozent der wertmäßigen Bio-Einkäufe entfielen 2023 auf den LEH. Die Höfe erhalten dabei als Urproduzent:innen nur einen Bruchteil des Endverkaufspreises. „Der Handel hilft uns seit Jahren mit Bio an Breite zu gewinnen. Für neue und kleinere Betriebe können die großen Strukturen und die Anonymität als reiner Erzeugerbetrieb eine Barriere darstellen. Mit der Gründung von steirischen Bio-Modellregionen wollen wir kleinstrukturierte Alternativen anbieten, die dazu führen sollen, die gesteckten Bio-Ziele zu erreichen und wieder mehr Ware selbst in der Hand zu haben. Für die Steiermark ist unsere Vision ein Drittel Bio-Absatz in bäuerlicher Hand“, berichtet Thomas Gschier, Obmann von Bio Ernte Steiermark und des Vereins der steirischen Bio-Modellregionen.
Inspiriert von den bereits etablierten „Bayrischen Öko-Modellregionen“ wurde ein Konzept für steirische Bio-Modellregionen entwickelt, dass die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt. Als Bio-Modellregion wird dabei ein klar definiertes geografisches Gebiet verstanden, in dem Partnerschaften und neue Kooperationen darauf ausgerichtet sind, Bio zu fördern und Wirtschaftskreisläufe in der Region zu schließen. Ziel ist es, Bio-Lebensmittel direkt von Produzent:innen zu den Bedarfs- und Zielgruppen zu bringen und faire Preise für beide Seiten zu ermöglichen. Angeboten werden unterschiedlichste Formate zum Kennenlernen und zum Austausch, von Stammtischen über kulinarische Begegnungen zwischen Produzent:innen und Konsument:innen bis hin zu ausgearbeiteten Vermarktungskonzepten.
Fünf Regionen für die Steiermark
In den nächsten fünf Jahren sind fünf steirische Bio-Modellregionen geplant. Bereits im Aufbau befinden sich die Bio-Modellregion Graz, die Bio-Modellregion im Vulkanland und ein kleines Projekt im Schilcherland. In der Oststeiermark laufen erste Vorbereitungsarbeiten. Speziell für die Obersteiermark werden noch Interessent:innen für eine Bio-Modellregion gesucht, die mitmachen und liefern wollen – von Biobäuerinnen und Biobauern bis hin zu Verarbeitungsbetrieben wie Bäckereien , Fleischereien oder Mühlen. Auf der anderen Seite braucht es auch Abnehmer:innen wie den regionalen Handel‚ Gastronomie, Kindergärten, Schulen, Gemeinden und letztlich interessierte Konsument:innen, die Teil der Bewegung werden, mitarbeiten und mitdenken möchten. „Es macht einfach Sinn sich gemeinsam für das wichtigste im Leben einzusetzen – einen gesunden Boden, gesunde Pflanzen, gesunde Tiere und letztlich gesunde Lebensmittel für alle!“, gibt Josef Renner, Geschäftsführer Bio Ernte Steiermark, als Anstoß mit.
Bio für Graz – Bio-Modellregion mit innovativer Zukunftsvision
Am Gelände der Landwirtschaftlichen Fachschule Grottenhof im Grazer Stadtbezirk Wetzelsdorf kann man bereits Ergebnisse des gemeinsamen Arbeitens an der Bio-Modellregion Graz sehen: Als erster großer Meilenstein wurde ein neuer Bio-Hofladen im September dieses Jahres eröffnet. Über 60 Bio-Lieferant:innen aus der Umgebung bieten den Kund:innen ein breites und vielfältiges Produktsortiment für ihren Wocheneinkauf an. Geleitet wird der Laden vom Straßganger Biobauer Ferdinand Köberl, der sich über die gute Annahme des Ladens von den Grazerinnen und Grazern freut. Im nächsten Schritt sollen viele Konsument:innen in Graz einen einfachen Zugang zu regionalen Bio-Lebensmitteln bekommen. „Wir wollen neue Wege in der Bio-Direktvermarktung gehen und den stationären Handel mit dem Online-Vertrieb verbinden. Dafür suchen wir Bio-Partner für Abholstationen im gesamten Stadtgebiet und arbeiten an neuen Click&Collect-Lösungen“, sagt Karin Magometschnigg, Projektleiterin der steirischen Bio-Modellregionen.
Gemeinschaftsverpflegung als Hebel für mehr Bio
Auch in der Außerhausverpflegung – ob Gemeinschaftsverpflegung oder Gastronomie – ist in Bezug auf Bio noch viel Potential vorhanden. Auf die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen dieser Großabnehmer hat sich das BVN Steiermark spezialisiert, Österreichs erstes bäuerliches Versorgungsnetzwerk. Das BVN bietet Lebensmittel von unterschiedlichen bäuerlichen Betrieben aus einer Hand für Großküchen und Gastronomie an. „Unser Anspruch ist, hochwertige regional und nachhaltig produzierte Produkte frisch von den Produzierenden auf kürzestem Weg zu unseren Kunden zu bringen. Gemessen am Umsatz liegt unser Bio-Anteil im Geschäftsjahr 2023 bei 46 Prozent“, berichtet Markus Weyer, Geschäftsführer BVN Steiermark. In den letzten drei Jahren konnte ein starkes Wachstum verzeichnet werden, das auch in Zukunft gewünscht wird. Gesucht werden daher laufend neue Produzent:innen, die auch persönlich besucht und mit Blick auf eine sehr hohe Lebensmittelqualität, auf hohe Tierwohlkriterien und auf eine Steigerung der regionalen Wertschöpfung ausgewählt werden.
Verein der steirischen Bio-Modellregionen
Der biologische Landbau trägt aktiv zum Klimaschutz, zum Erhalt der Artenvielfalt, zum Aufbau eines lebendigen Bodens und zur Reinhaltung von Luft und Wasser bei. Der Verein der Steirischen Bio-Modellregionen hat sich zur Aufgabe gesetzt diese Ziele zu unterstützen und versteht sich als überparteiliches Netzwerk, der sowohl Konsument:innen als auch biologisch wirtschaftende Betriebe angehören. Erste Infos unter www.bio-modellregionen.at.
Bio Ernte Steiermark
Bio Ernte Steiermark ist die Landesorganisation innerhalb des Verbandes BIO AUSTRIA. Mehr als 2.126 (Stand Juni 2023) steirische Landwirte wirtschaften nach strengen Bio-Richtlinien von BIO AUSTRIA hinsichtlich Produktion und Kontrolle und fühlen sich sowohl der Natur als auch den Mitmenschen verpflichtet. Sie übernehmen Verantwortung gegenüber den Tieren und ihren Bedürfnissen. Oberstes Ziel ist der Erhalt der Lebensgrundlagen für alle.