Bio Weltweit

© Bio Ernte Steiermark/Königshofer

Anlässlich der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel „BIOFACH“ in Nürnberg, hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau, kurz FiBL, seinen jährlichen Bericht über die weltweite Entwicklung der Bio-Landwirtschaft veröffentlicht. 2024 wurde dieser Bericht zum 25. Mal präsentiert. Das heißt, seit 25 Jahren sammelt das FiBL Daten aus der ganzen Welt um die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft zu dokumentieren.

Laut dem FiBL-Bericht „The World of Organic Agriculture – Statistics and Emerging Trends 2024” ist die weltweit biologisch bewirtschaftete Fläche von 2021 auf 2022 um 26,6 % gestiegen. Das ist ein außergewöhnlicher Anstieg, den man so nicht erwartet hatte. 96,4 Millionen Hektar Agrarfläche werden nun weltweit biologisch bewirtschaftet, was einem Anteil von 2 % der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche entspricht. Den größten Flächenanstieg gab es in Australien, wo 17 Millionen Hektar dazukamen, wobei es sich hier hauptsächlich um extensives Grasland handelt. Australien belegt Platz eins bei der Größe der bio-
logisch bewirtschafteten Fläche. Auch Indien verzeichnet einen sehr hohen
Anstieg an biologisch bewirtschafteter Fläche – hier hat sich die Bio-Fläche verdoppelt. Indien ist nun das Land mit der zweitgrößten Bio-Fläche weltweit, gefolgt von Argentinien und China. Danach folgt Frankreich als erstes europäisches Land mit 2,88 Millionen Hektar. Auch die Anzahl der Biobäuerinnen und
Biobauern ist stark gestiegen. 2022 gab es weltweit über 4,5 Millionen Bio-Betriebe – 900.000 bzw. 25,6 % mehr als im Jahr 2021. Dieser Anstieg kommt hauptsächlich durch die Bio-Entwicklung in Indien zustande. Neben der Bio-Fläche hat sich hier nämlich auch die Anzahl der biologisch wirtschaftenden Betriebe verdoppelt (+880.000 Bio-Betriebe).

Neben Indien stieg auch die Anzahl der Bio-Betriebe in Thailand (+48.000 Bio-Betriebe), in der Demokratischen Republik Kongo (+23.000 Bio-Betriebe), in Griechenland (+23.000 Bio-Betriebe) und in Kenia (+20.000 Bio-Betriebe) deutlich.

© Claudia Cristof

Bio-Entwicklung in der Europäischen Union

Auch die biologisch bewirtschaftete Fläche in der EU hat sich 2022 positiv entwickelt. Hier wurde zum ersten Mal die 10 % Schwelle an biologisch bewirtschafteter Fläche erreicht. Das ist ein wichtiger Meilenstein, wenn man bedenkt, dass sich die Europäische Union ein Bio-Ziel von 25 % biologisch bewirtschafteter Fläche im Jahr 2030 gesetzt hat. In der EU haben bereits 14 der 27 Mitgliedstaaten die Schwelle von 10 % biologisch bewirtschafteter Fläche erreicht bzw. überschritten. An erster Stelle steht hier Österreich mit einem Bio-Flächenanteil von 27,5 %, gefolgt von Estland mit 23, 4% und Schweden mit 19.9 %.

Überblick über die Bio-Marktentwicklung

Die Entwicklung des Bio-Marktes ist in den verschiedenen Weltregionen unter-
schiedlich. Während Europa insgesamt einen leichten Anstieg verzeichnen kann,
gibt es in anderen Regionen der Welt starke Zuwächse. Der globale Bio-Markt hat
2022 fast ein Volumen von 135 Milliarden Euro erreicht.

Deutschland und Frankreich können die Hälfte der Bio-Einzelhandelsumsätze für sich beanspruchen während sich die andere Hälfte aus Bio-Einzelhandelsumsätzen in der Schweiz, Italien, Großbritannien, Spanien, Schweden, Österreich, Dänemark, und anderen zusammensetzt.
Wirft man einen Blick auf die Einzelhandelsumsätze im Bio-Bereich auf globaler Ebene, umfassen die USA 43 % des Marktes, die EU 34 % gefolgt von China
mit 9 % sowie Kanada (4 %), der Schweiz (3 %) und anderen (7 %).
Ein starkes Wachstum des Bio-Marktes gab es 2022 beispielsweise in Kanada mit fast 10 %, gefolgt von Japan mit über 8 %. Die Niederlande und die USA schafften über 4 % Wachstum und Österreich verpasste nur knapp die 4 % Schwelle. Andere Länder hatten 2022 mit Marktrückgängen im Bio-Bereich zu kämpfen. In Frankreich betrug der Rückgang über 4 %, in Deutschland, der Schweiz und Dänemark um die 3 %.
Den höchsten Bio-Marktanteil hatte im Jahr 2022 Dänemark mit 12 %. Das
bedeutet 12 % der Einzelhandelsumsätze in Dänemark wurden mit biologischen
Produkten erzielt. Österreich lag hier 2022 an zweiter Stelle mit einem Bio-Marktanteil von 11,5 % gefolgt von der Schweiz mit 11,2 %.

Differenzierte Bio-Marktentwicklung in der EU

Bei der Bio-Marktentwicklung in den verschiedenen EU-Ländern zeigt sich also ein differenziertes Bild. Nicht zuletzt spielt hier auch die hohe Inflation der letzten Jahre eine Rolle. Wobei die Inflation bei den Bio-Produkten weniger stark gestiegen ist als bei anderen landwirtschaftlichen Produkten, weil im Bio-Bereich wesentlich weniger externe Betriebsmittel benötigt werden.
Die Marktrückgänge im Bio-Bereich in einigen europäischen Ländern müssen jedenfalls in einen Kontext gesetzt werden. Die Corona-Jahre waren Ausnahmejahre und brachten ein außergewöhnliches Wachstum am Bio-Markt mit sich. Restaurants waren geschlossen und die Menschen gaben mehr Geld für Lebensmittel aus. Die
Normalisierung der Lebenssituation nach den Corona-Jahren wirkt sich nun auch wieder auf den Bio-Markt aus. Verglichen mit 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, wächst der Bio-Markt aber noch immer. Trotzdem hat die wirtschaftlich schwierige Lage natürlich auch Auswirkungen auf Bio-Betriebe. Die Produktionskosten sind auch für sie gestiegen, unter anderem aufgrund der hohen Energiekosten, und seit 2023 sind die Betriebe mit stark gesunkenen Marktpreisen konfrontiert. Es sind jedenfalls herausfordernde Jahre für biologisch wirtschaftende Betriebe!


kerstin

  • DI Kerstin Bojar

    BIO AUSTRIA, Agrarpolitik und Internationale Beziehungen
    Referentin
    Profil anzeigen