Was Junge über Bio denken

© BIO AUSTRIA/David Faber

Die Jungen wollen es am Supermarktregal genau wissen. Sind sie doch auch die Generation, für die der Klimawandel ein dramatisches Problem darstellt. Sogar 70% geben in einer deutschen Studie an, dass von der Lösung das Überleben der Menschheit abhängt. Dementsprechend kritisch hinterfragen sie auch das aktuelle Ernährungssystem. Der gängigen Fleischwirtschaft und der konventionellen Tierhaltung steht man zunehmend kritisch gegenüber. Das erklärt auch, warum der Anteil der Vegetarier:innen unter den Jungen in den letzten gut 20 Jahren von 3 Prozent auf 12,3 Prozent angestiegen ist.

Der Wunsch nach einer artgerechten Tierhaltung und einer umweltverträglichen Landwirtschaft ist also definitiv da. (1)

Nicht umsonst findet sich Bio mittlerweile in 98% aller österreichischen Haushalte. Sowohl die Häufigkeit als auch die Mengen, die dabei gekauft werden, nehmen stetig zu.

Dabei sind die beiden wichtigsten Motive für den Kauf zum einen der Wunsch nach einer gesunden Ernährung. Und zum anderen greifen 48% der Kund:innen aus Gründen der Nachhaltigkeit, des Tierwohls und des Umweltschutzes zu Bio.

Allerdings gibt es auch Motive gegen den Griff zu Bio: der höhere Preis wird dabei am häufigsten genannt. Dicht gefolgt von einer gewissen Skepsis gegenüber der Bio-Kennzeichnung. (2)

Wie sich das im Alltag der jungen Menschen gestaltet? Und warum Bio gerade deswegen oftmals für Hofübernehmer:innen viele Möglichkeiten bietet?

Wir haben nachgefragt.

Stephanie Wallner, Konsumentin, 26 Jahre

Ich denke, dass es den meisten Menschen heutzutage wichtig ist, dass das Essen schnell geht – vor allem die Zubereitung.

Selbst dann, wenn eine gesunde und ausgewogene Ernährung einen wichtigen Stellenwert hat.

Das bemerke ich bei mir vor allem im Alltag bzw. während der Arbeitswoche. Dennoch versuche ich, beim Einkaufen der Lebensmittel, möglichst bewusst zu wählen. Ich achte im Allgemeinen vor allem auf Bio, bei Obst und Gemüse versuche ich dazu auf Saisonalität zu schauen und bei Lebensmitteln wie Kaffee auf eine faire Produktion.

Wenn ich nicht viel Zeit für die Besorgungen habe, macht mir eine Verpackung, die Bio verspricht, die Entscheidung leicht und ich habe das Gefühl, zumindest einen Teil beim Einkauf bedacht zu haben, wenn einmal aus Zeitgründen das Prüfen auf Regionalität auf der Strecke bleibt. Und warum? Bio bedeutet für mich, Kriterien und Regeln für eine möglichst naturnahe und nachhaltige Herstellung von Lebensmitteln, die unsere Umwelt schont.

Generell wäre ich stark dafür, dass uns Konsument:innen die gesunde und umweltschonende Wahl im Supermarkt mehr vereinfacht wird und wir regelrecht dazu „angestoßen“ werden, diese Produkte und nicht die weniger umweltfreundliche Alternative zu wählen.

© Bio Ernte Steiermark/Königshofer

Magdalena Ripfl, Konsumentin, 27 Jahre

Ich achte beim Lebensmitteleinkauf einerseits auf eine ausgewogene Ernährung, andererseits aber auch auf die Herkunft meiner Lebensmittel. Es ist mir wichtig, dass die Lebensmittel aus Österreich oder zumindest den Nachbarländern stammen. Zusätzlich versuche ich Lebensmittel zu bevorzugen, welche als Bio gekennzeichnet sind.

Hier denke ich vor allem bei Eiern und Milchprodukten (und Fleisch, welches ich als Vegetarierin jedoch nicht kaufe) an die Tierhaltung. Meine Hoffnung ist, dass durch das Bio-Label eine artgerechtere Tierhaltung garantiert wird.

Da ich noch Studentin bin und ein niedriges Einkommen habe, achte ich auch auf den Preis meiner Lebensmittel. Wenn der Preisunterschied zwischen Bio und Nicht-Bio sehr hoch ist, kann es auch vorkommen, dass ich zu dem nicht biologisch gekennzeichneten Produkt greife.

Wenn ich beim Lebensmitteleinkauf vor der Wahl zwischen Bio aber Nicht-Regional und Nicht-Bio dafür aus der Region stehe, entscheide ich mich aber meistens für das regionale Produkt. Ich hoffe dadurch Transportwege von meinen benötigten Lebensmitteln möglichst kurz zu halten und damit meinen Beitrag zu einer besseren Umwelt zu leisten.

Der BIO AUSTRIA Tipp

Zu wissen, wo es herkommt ist gut. Zu wissen, wie es produziert wird, ist aber noch besser.
Denn regional reicht oft nicht aus. Sagt es doch nichts darüber aus, wie die Tiere gehalten oder gefüttert und welche Pestizide bei der Herstellung eingesetzt wurden. Bei Bio kann man sich durch die lückenlosen Kontrollen über den hohen Standard sicher sein.

Martin Kappel, Hofübernehmer, 32 Jahre

Bio spielt bei vielen Hofübernehmer:innen eine wichtige Rolle. Ich kenne einige Beispiele, die sagen, „wenn ich den Hof übernehme, dann nur als Bio-Betrieb“. Bei mir selbst gab es nie die Frage „Bio: ja oder nein?“, da unser Hof seit mehr als 50 Jahren biologisch bewirtschaftet wird und dieser Weg auch meine Überzeugung ist.

In bäuerlichen Kreisen spricht man gerne vom „Konsumenten“, von dem man genau weiß, wie dessen Einkaufsverhalten aussehen soll. Sehr oft kommt in dem Zuge zur Sprache, dass sich das Einkaufsverhalten von den Antworten in den Umfragen unterscheidet. Bei Bio-Konsument:innen (ich selbst bin übrigens auch einer) haben wir das Glück, dass diese sehr wohl bereit sind, für die hohe Bio-Qualität mehr zu bezahlen. Ein ganz wichtiger Faktor, warum Bio für so viele Bauernhöfe in Österreich ein Erfolgsmodell ist.

© BIO AUSTRIA

Simon Zwatz, Hofübernehmer, 27 Jahre

Das gegenwärtige Ernährungssystem ist gleichermaßen von heimischen und aus aller Welt importierten Lebensmitteln geprägt. Wenn man dabei von „Bio“ spricht, so muss man sich klar sein, dass es sich hierbei immer noch um eine Nische handelt. Eine Nische, die doch eigentlich jeder bedienen möchte, denn „Bio“ ist gelebte Nachhaltigkeit und jeder will doch nachhaltig sein, in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise. Jedoch ist seit Ende der Covid-Pandemie, mit Beginn des Ukrainekriegs und der wirtschaftlichen Rezession, der Bio-Konsum nach starken Jahren nun rückläufig geworden. Der Bevölkerung geht es schlechter, und in Zeiten in denen man alles kaufen kann und einem suggeriert wird,dass man alles haben muss, entsteht schnell das Gefühl, benachteiligt zu sein. Was auf der Strecke bleibt, sind die nachhaltig produzierten, jedoch teureren Bio-Lebensmittel. Als Bio-Landwirt:innen und Konsument:innen dürfen wir uns nicht von diesem negativen Sog mitreißen lassen, sondern müssen zuversichtlich bleiben und durch unser Wirtschaften und Konsumieren Lösungen aufzeigen und einen eigenen, positiven Sog kreieren, der andere mitreißt.

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